Mit Cocktail in die Hölle

Die schwedische Band Ghost gibt sich böse, ist aber nur niedlich

  • André de Vos
  • Lesedauer: 2 Min.

Teufelsanbeter aufgemerkt: Mit der Band Ghost soll jetzt ein schwedisches Sextett am Start sein, dass »sexuell pulsierenden Heavy-Rock mit romantischen Texten (!) kombiniert und das Geschmacklose und Gotteslästerliche mit der einfachen Intention glorifiziert, so die Botschaft des Bösen auf effektivste Art zu verbreiten« (Eigenwerbung).

Da kann Beelzebub nur den Kopf schütteln: keine tonnenschweren Riffs, keine stampfenden Beats, bei denen ein Berserker die neuesten Botschaften des Teufels ins Mikro growlt, nichts zu hören von der kreischenden Jungfrau, die unter sardonischem Gelächter am Spieß gebraten wird, und auch kein knisterndes Gebälk brennender Kirchen. Bei »Ghost« sind muntere Softrock-Klänge Trumpf, singend und swingend, die sich wie eine Light-Version von Blue Öyster Cult ohne Gitarren mit etwas Doors-Orgel anhören. Jim Morrison kommt auf »The End« gefährlicher rüber.

Und Anhänger von Bands wie Bolt Thrower, Cannibal Corpse oder Morbid Angel können hier gleich abschalten. Keine Konkurrenz! Die Musiker von Ghost kann man sich immer nur mit einem Cocktail-Glas in der Hand und mit den Füßen wippend am Swimmingpool vorstellen. Vielleicht ist das ja die Hölle, die gemeint ist.

Herzallerliebst, wie das sechsköpfige »Ministerium für Teufelsanbetung« (Eigenwerbung) mit ihren Totenkopfmasken, Soutanen und Mitras posiert und mit etwas Rotlicht eine Bedrohlichkeit vorgaukelt, die sich wie tanzende Schmetterlinge im Sonnenlicht ausmacht. »Thebandghost« führt sich selbst auf »MySpace« unter der interessanten Rubrik »Powerpop/Black Metal/Progressive«. Diese Einordnung stimmt nur in der Hinsicht, dass hier ein neues Genre aufgetan wird und wieder einmal beim Wort »Progressive« Etikettenschwindel vorliegt.

Für eine Parodie zu ernst, für »echte Teufelsanbetung« zu lustig, geht dieser simple 70s-Hardrock selbst bei Sektenbeauftragten, selbsternannten Inquisitoren oder »kirchlichen Aufklärern« wie Mathieu Eggler (»Beaten oder Beten?«) als untauglicher Versuch durch. Wenn Ghost die neueste Generation von Teufelsbeschwörern ist, dann kann man sagen: Satanisten sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Wenn dereinst der Antichrist in Form von Ghost auf die Erde kommt, ein Lachen wird sein Ende sein.

Ghost: Opus Eponymus (Plastic Head/Soulfood)

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