- Kommentare
- kommentiert
Beckmesserei
Kurt Beck weiß, wovon er spricht. Er sieht für Guido Westerwelle kaum noch eine Chance, FDP-Chef zu bleiben. Hat der reinland-pfälzische Ministerpräsident doch vor zwei Jahren am eigenen Leibe erfahren, was passiert, »wenn in Berlin die Jagd eröffnet ist« – und dem giftig-fröhlichen Halali vornehmlich aus den eigenen Reihen mit seinem Rücktritt als SPD-Chef ein spätes Ende bereitet. Im September 2008 hat das verbliebene Spitzenpersonal auf einem Parkplatz am brandenburgischen Schwielowsee kurzerhand ausgekungelt, dass Franz Müntefering noch mal ran muss – und Beck war wehenden Rockschoßes wieder nach Mainz entschwunden. Beckmesserei – engstirnige Regelgläubigkeit –, von der Westerwelle angesichts seines trotzig geäußerten Durchhaltewillens offenbar immer noch nicht geheilt ist, wirkt wenig hilfreich. Denn wie Beck und vor ihm Rudolf Scharping in der SPD, der von Westerwelle weggeputschte Wolfgang Gerhardt in der FDP oder Edmund Stoiber in der CSU, ist auch der Noch-FDP-Chef von einer Vielzahl von Parteifreunden umzingelt, die sich angesichts drohenden Machtverlustes an gar keine Regeln halten. Da macht übrigens Beck keine Ausnahme. Er, der vor seiner absoluten SPD-Mehrheit ewig mit der FDP und pikanterweise mit dem jetzt als Westerwelle-Nachfolger gehandelten Rainer Brüderle regierte, hat vor der Landtagswahl im März und dem möglichen FDP-Abschmieren schnell vorhandene »Schnittmengen« mit den Grünen beschworen.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.