Bündnis gegen Tierfabriken

Umweltverbände machen gegen Massentierhaltung mobil / Dioxin bei Schweinen festgestellt

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Dioxin-Skandal ist kein Einzelfall, sondern ein Symptom – das wollen Umwelt- und Landwirtschaftsverbände bei einer Großdemo in der kommenden Woche unterstreichen. Als Sofortmaßnahme fordern sie eine Kennzeichnung von Industriefleisch.

Vor dem Hintergrund des neuesten Dioxin-Skandals haben Landwirtschafts- und Umweltverbände gemeinsam mit einer Professoren-Initiative einen Ausstieg aus der Massentierhaltung gefordert. »Im industriellen Maßstab ist Tierhaltung nur möglich, wenn Umwelt- und Tierschutz in den Verordnungen (...) ausgeblendet werden. Viel zu viele Tiere werden auf geringstem Raum in immer größeren Ställen zusammengepfercht und bezahlen mit ihrem Leid für das Profitstreben der Fleischkonzerne und das Versagen der Politik«, sagte BUND-Bundesvorsitzender Hubert Weiger in Berlin. Weiger fordert eine Kennzeichnung von Fleisch aus Massentierhaltung: »Auf die Produkte müssen die Haltungsbedingungen drauf.«

Ähnlich sehen es die 300 Professoren aller Fachrichtungen, die sich einer Initiative gegen Massentierhaltung angeschlossen haben. »In der Massenhaltung wird mit Tieren auf eine Art umgegangen, die uns als Gesellschaft beschämen muss«, heißt es in dem Appell, für den weiter Unterstützer gesucht werden. »Immer mehr Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft wollen sich nicht länger mit den Zuständen in der industriellen Tierhaltung abfinden«, sagte Friederike Schmitz, die die Kampagne als wissenschaftliche Mitarbeiterin am philosophischen Seminar der Uni Heidelberg mit angestoßen hat.

Zu den Unterzeichnern des Professoren-Appells gehören den Initiatoren zufolge bekannte Wissenschaftler wie der Theologe Eugen Drewermann, der Umweltethiker Konrad Ott, der Mediziner Wolfram Sterry, der Literaturwissenschaftler Dieter Borchmeyer, der Philosoph Dieter Henrich und der frühere Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Dieter Simon. Man wolle die breite gesellschaftliche Verankerung der Kritik an Massentierhaltung abbilden, sagte Mitinitiatorin Schmitz.

Nun wollen die Gegner der »Tierfabriken« am 22. Januar anlässlich der Agrarmesse »Grüne Woche« in Berlin gemeinsam auf die Straße gehen. »Wir sind eine breite Bewegung aus der Mitte der Gesellschaft«, sagt Jochen Fritz vom Veranstalter-Bündnis: »Der Systemfehler ist die industrielle Landwirtschaft, die von Merkel und Aigner unterstützt wird.« Die Demonstration richte sich aber auch gegen »Gentechnik und Dumping-Exporte«.

BUND-Chef Weiger hält die Grüne Woche ebenfalls für einen guten Anlass zum Demonstrieren. Ihm zufolge »verblödet« die Messe ihre Besucher regelrecht: So werde stets eine Viehhaltung auf Stroh suggeriert, die längst der Vergangenheit angehöre.

Die Industrie verwahrt sich dagegen gegen Generalisierungen. »Die Tierhaltung in Deutschland erfolgt heute auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und ist durch eine hohe Fachkompetenz und Sachkunde der Halter gekennzeichnet«, so Thomas Janning vom Zentralverband der Geflügelwirtschaft. »Alleine das Management im Stall und nicht die Anzahl der Tiere ist entscheidend, um zu bewerten, ob eine tiergerechte Haltung erfolgt oder nicht.«

Unterdessen wurde in einer Schweinemästerei im niedersächsischen Landkreis Verden bei einer Probeschlachtung ein erhöhter Dioxinwert festgestellt. Bisher war das Gift nur in Eiern und Hühnerfleisch gefunden worden. Der in Niedersachsen betroffene Landwirt soll das Futter selbst gemischt, aber Komponenten von dem in die Schlagzeilen geratenen Fettzulieferer in Schleswig-Holstein bezogen haben.

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