La Niña im Süden, Schmelze im Norden

Extreme Wetterlagen Ursachen der Regenfälle und Überschwemmungen

  • Martin Koch
  • Lesedauer: 3 Min.
Schon seit Tagen wird der Nordosten Australiens von starken Regenfällen und großflächigen Überschwemmungen heimgesucht. Im Bundesstaat Queensland stehen weite Teile des Landes unter Wasser, und die Flut bedroht inzwischen die Millionenstadt Brisbane. Meteorologen machen für diese extrem feuchte Witterung vor allem das Klimaphänomen »La Niña« verantwortlich, das schon im letzten Sommer den Indischen Monsun verstärkt und zu Überschwemmungen in Pakistan geführt hat.

La Niña tritt alle drei bis fünf Jahre mit unterschiedlicher Intensität in Erscheinung. Während es dabei im Westpazifik zu einer starken Erwärmung der Meeresoberfläche kommt, kühlt sich gleichzeitig das Wasser vor der südamerikanischen Küste ab. In der Folge verstärken sich die Ost-Passatwinde über Indonesien. Aufsteigende heiße Luft sorgt hier für heftige Regenfälle, die häufig mit starken Gewittern verbunden sind. »Die aktuelle La Niña-Situation ist ungewöhnlich stark ausgeprägt. Sie wirkt sich voraussichtlich noch bis in den australischen Herbst aus, also mindestens bis März«, meint Gudrun Rosenhagen, die Leiterin des Maritimen Monitoring Centers des Deutschen Wetterdienstes (DWD).

Allein an der Wetterstation Makowata, 160 Kilometer von der australischen Stadt Rockhampton entfernt, registrierten Meteorologen bisher eine Niederschlagsmenge von 820 Litern pro Quadratmeter (l/qm). Das ist mehr als die mittlere Jahressumme in weiten Teilen Deutschlands. Ein solch intensives La Niña-Phänomen gab es zuletzt im Jahr 1998. Gleichwohl war es nicht das stärkste seiner Art. Noch feuchter war es in Australien zwischen 1973 bis 1976. Während dieser Zeit regnete es mit wenigen Unterbrechungen fast 34 Monate lang. Und auch damals standen große Teile der jetzt betroffenen Regionen unter Wasser.

In Deutschland sind seit Tagen ebenfalls viele Flüsse über die Ufer getreten. Denn die ungewöhnlich großen Schneemengen, die im Dezember vom Himmel fielen, schmelzen nun infolge des Tauwetters dahin. Aber nicht nur die Schneeschmelze lässt die Pegelstände wachsen. Seit Mitte der vergangenen Woche wird unser Wetter maßgeblich von Geschehnissen über dem Atlantik bestimmt, die immer wieder Niederschläge bringen. So sind seit dem letzten Donnerstag im Westen und Südwesten der Bundesrepublik örtlich über 50 l/qm Regen gefallen. Das macht an einigen Wetterstationen über die Hälfte des durchschnittlichen Sollwertes für Januar aus.

Und noch ist kein Ende dieser Witterung in Sicht. An der Südflanke einiger Tiefdruckgebiete, die sich vom Atlantik bis nach Nordeuropa ausbreiten, festigt sich eine südwestliche Grundströmung, die milde und feuchte Luft nach Mitteleuropa lenkt. Der Schwerpunkt der Regenfälle liegt dabei im Westen und in der Mitte Deutschlands. Der Norden bleibt aller Voraussicht nach von stärkeren Niederschlägen verschont.

Zwar sind einzelne Wetterereignisse noch kein sicherer Beleg für den von Wissenschaftlern seit längerem prognostizierten Klimawandel. Was jedoch für eine globale Erderwärmung spricht, ist die steigende Zahl von teilweise heftigen Überschwemmungen, die sich auch aus entsprechenden Klimamodellen ableiten lässt. Allein in Deutschland kam es in den letzten Jahren gleich zu zwei sogenannten Jahrhundertfluten: 1997 an der Oder und 2002 an der Elbe. Beide Male waren die Schäden immens.

Das alles freilich ist kein Vergleich zu den gegenwärtigen Überschwemmungen in Australien, wo man das Kyoto-Protokoll wohl unterzeichnet hat, es aber mit der konkreten Klimapolitik nicht ganz so ernst nimmt. Und sich damit beruhigt, dass es Überschwemmungen schon immer gegeben habe. Es sei zwar richtig, dass Dürre- und Hochwasserperioden sich in Australien zyklisch ablösten, sagt Meteorologe Jeff Sabburg. Es deute jedoch alles darauf hin, dass der Klimawandel diesen Prozess verstärke: »Der Norden des Kontinents wird immer nasser, der Süden dagegen immer heißer und trockener.«


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