»Supercop« de Maizière ohne CDU-Deckung

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin (ND-Heilig). Das Bundesinnenministerium dementierte Berichte, nach denen die geplante Fusion von Bundespolizei und BKA vom Tisch sei. Das Dementi kommt kraftlos daher, auch wenn der Sprecher von Thomas de Maizière (CDU) anderslautende Meldungen als »reinstes Fantasiegeschreibsel« qualifiziert. Auch der Chef des Bundestags-Innenausschusses, CDU-Mann Wolfgang Bosbach, hält nach ND-Informationen am Fusionskonzept fest, das von einer Kommission unter Ex-Verfassungsschutz-Präsidenten Eckart Werthebach angeregt worden war.

Denkbar, dass der mächtige Unions-Innenexperte Bosbach sein politisches Gewicht in den Reihen der Konservativen diesmal falsch beurteilt. Denn die Meldungen über das Scheitern der Polizeifusion kommen aus seinem unmittelbaren und fachlich durchaus kompetenten Umfeld. Zudem wehrt sich eine Mehrheit der Länderinnenminister gegen die Machtkonzentration im Bund, bei der 4500 BKA-Beamte mit 40 000 Bundespolizisten noch enger verwoben und Kompetenzen neu geordnet werden sollen. Bayern und Niedersachsen – beide unionsregiert – stehen an der Spitze des Widerstandes. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hält die Pläne schlicht für verfassungswidrig. Als Koordinator der CDU-regierten Länder in der Innenministerkonferenz hält es Niedersachsens Ressortchef Uwe Schünemann (CDU) für unwahrscheinlich, dass sich de Maizière gegen den Rat der Länder für den Zusammenschluss entscheidet.

Der Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Bernhard Witthaut, zeigte sich gegenüber ND verwundert, dass de Maizière die Stimmung so falsch eingeschätzt hat. Er würde es begrüßen, wenn der Bundesinnenminister aus dem Fehler lernen und »umgehend den Schluss der Debatte verkünden würde«. Doch so weit ist es noch nicht; im Bundesinnenministerium sucht man nach einer Variante, bei der der Chef sein Gesicht wahren kann. Vor einer Woche nahm eine Projektgruppe ihre Arbeit auf, die bis zum Frühjahr Empfehlungen zu den Empfehlungen erarbeiten soll, auf deren Basis de Maizière entscheidet. Kommentar Seite 8

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.