Weniger Bauern – größere Flächen

Statistiker stellen Agrarentwicklung vor

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Berlin (dpa/ND). Der Trend zu immer größeren Agrarbetrieben und intensiverer Tierhaltung in Deutschland ist ungebrochen. Kleine Höfe werden aufgegeben und die Flächen von größeren Bauern übernommen. Das geht aus der Landwirtschaftszählung 2010 des Statistischen Bundesamts hervor, die am Donnerstag auf der Agrarmesse Grüne Woche in Berlin vorgestellt wurde. Demnach haben seit 2007 rund 21 000 Bauern aufgegeben, die Zahl der Betriebe sank auf 301 000. Währenddessen blieb die Gesamtagrarfläche etwa gleich, der Bestand an Schweinen und Geflügel wuchs sogar. Die größten Betriebe gibt es in Ostdeutschland, die kleinsten im Süden.

Wie die Betriebszahl sank auch die Zahl der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte – seit 2007 ging sie um fünf Prozent zurück. Die bisherigen EU-Direktzahlungen tragen nach einer Studie des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) kaum dazu bei, Arbeitsplätze in der ostdeutschen Landwirtschaft zu sichern. Ein Grund dafür könnte nach Meinung des Instituts sein, dass die Fördermittel in arbeitssparende Rationalisierungsmaßnahmen investiert würden.

Das Statistische Bundesamt teilte weiter mit, dass ein Drittel aller landwirtschaftlichen Betriebe 2010 Umsätze aus weiteren Tätigkeiten erwirtschaftet hat. Die häufigsten Einkommensalternativen sind die Erzeugung erneuerbarer Energien (42 Prozent), vertragliche Arbeiten (28 Prozent), zum Beispiel für Kommunen oder andere Betriebe, sowie die Forstwirtschaft (24 Prozent).

Der Ökolandbau bleibt weiter auf Wachstumskurs, auch wenn der Anteil der nach den Regeln des ökologischen Landbaus wirtschaftenden Betriebe nur fünf Prozent beträgt. Der Anbauverband Bioland sieht hier weiteres Potenzial. In 30 Jahren könnte die deutsche Landwirtschaft komplett auf Öko umgestellt werden. Volkswirtschaftlich komme das viel billiger, auch wenn Bio-Produkte selbst aller Voraussicht nach teurer blieben als herkömmliche Lebensmittel, sagte Bioland-Sprecher Gerald Wehde. Nach seiner Einschätzung müsste der Verbraucher dann statt derzeit 11 etwa 14 bis 15 Prozent seines Einkommens für Lebensmittel ausgeben.

Der Bauernverband hatte sich gestern erneut gegen die Pläne des EU-Kommissars für Landwirtschaft Dacian Ciolos ausgesprochen, die Direktzahlungen stärker an ökologische Kriterien zu binden. Die Zukunft der EU-Agrarpolitik war auch Bestandteil der Bundestagsdebatte am Donnerstagabend.

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