- Kultur
- 61. Berlinale
Pina, Grit und zwei Brüder
Einen Roten Teppich der 61. Internationalen Filmfestspiele Berlin (10.-20.2.) wird es auf jeden Fall für den iranischen Regisseur Jafar Panahi geben. Am 11. Februar wird im Berlinale Palast als erster Film des Wettbewerbs der 2006 mit dem Silbernen Bären ausgezeichnete »Offside« gezeigt. Panahi war, kurz nachdem ihn das Festival in die Internationale Jury 2011 eingeladen hatte, in Iran zu sechs Jahren Haft und 20 Jahren Berufsverbot verurteilt worden. Dem weltweiten Protest gegen dieses Urteil, einer krassen Restriktion gegen Meinungs- und Redefreiheit, schließt sich die Berlinale mit mehreren Initiativen an. Es wird in allen Sektionen des Festivals jeweils ein Film des renommierten Künstlers gezeigt – neben dem Wettbewerb im Panorama (»Der Kreis, 2000) sowie im Forum (»Crimson Gold«, 2003), in Generation (»Der weiße Ballon«, 1995) und in den Berlinale Shorts (»Untying the Knot«, 2007).
Berlinale-Chef Dieter Kosslick appelierte gestern bei der Berlinale-Programmvorstellung erneut an die iranische Botschaft in Berlin und an die iranische Regierung, den Filmemacher freizulassen. Die Hoffnung darauf habe er nicht aufgegeben. Er bekräftigte, dass Panahis Platz in der Jury, die unter Vorsitz von Isabella Rossellini steht, für ihn freigehalten bleibt.
Das Festival wird rund 400 Filme aus 58 Ländern präsentieren. Als Besucherfestival – das die Flaute in den deutschen Kinos insgesamt für kurze Zeit vergessen lässt – folgt es auch neuen technischen Entwicklungen: Ein Berlinale-Tag wird ganz dem 3D-Kino gewidmet sein. Dreidimensional kommt beispielsweise Wim Wenders' Tanzfilm »Pina« (Wettbewerb, außer Konkurrenz). Oder Werner Herzogs Dokumentarfilm »Cave of Forgotten Dream« über die 30 000 Jahre alten Felsenmalereien in den Chauvet-Höhlen in Südfrankreich. Und unbedingt sollte man sich »The Mortician« (Panorama) vormerken.
Eröffnungsfilm ist ein Western, »True Grit« von Joel und Ethan Coen. Dem Naserümpfen darüber, dass ein Genre aus der Mottenkiste geholt worden sei, begegnete Kosslick auch mit der sibyllinischen Erklärung, dies sei ein Frauenfilm – wiewohl überwiegend Männer mitspielten. Außerdem habe er wieder einmal die Coen-Brüder zu Gast haben wollen. Die auch Stars mitbringen wie Jeff Bridges oder Josh Brolin. Wenngleich der Glamour-Faktor des Festivals in den zehn Jahren, da Kosslick die Berlinale leitet, deutlich zurückgefahren wurde: zugunsten starker Filmkunst. »True Grit« jedenfalls sei »einfach großartig«.
Mit Spannung werden die deutschen Wettbewerbsbeiträge erwartet: Andres Veiels erster Spielfilm, »Wer wenn nicht wir«, mit August Diehl, Lena Lauzemis und Alexander Fehling, ein RAF-Film der besonderen Art, die Vorgeschichte des »Deutschen Herbstes«. Ebenso »Schlafkrankheit« von Ulrich Köhler – im Drama einer Ehe Probleme der Entwicklungshilfe in Afrika.
Mit der Verleihung des Ehrenbären an Armin Mueller-Stahl ist eine Hommage verbunden, die ein Wiedersehen mit elf seiner besten Filme ermöglicht, darunter die DEFA-Produktionen »Die Flucht«, »Fünf Patronenhülsen«, »Königskinder«.
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