Kairo: Hunderte Verletzte bei Straßenschlachten
Präsident Mubaraks angekündigter Rückzug auf Raten lässt in Ägypten die Lage weiter eskalieren
Kairo (Agenturen/ND). Nach Angaben des Senders Al-Dschasira wurden rund 500 Menschen bei den Straßenschlachten verletzt. Etwa 4000 Anhänger von Mubaraks Nationaldemokratischer Partei (NDP) waren am Mittwochnachmittag auf den Tahrir-Platz in Kairo geströmt, um die Regimegegner zu vertreiben. Immer wieder ritten Schläger auf Kamelen und Pferden in die Menge hinein und schlugen mit Knüppeln und Eisenstangen auf die Versammelten ein. Einige hatten auch Messer dabei, hieß es. Anti-Mubarak-Demonstranten nahmen mehrere Angreifer fest und übergaben sie den Soldaten, die am anderen Ende des Platzes standen.
Aus nächster Nähe schleuderten die Anhänger der beiden Lager mit voller Wucht Steine aufeinander. Viele schützten sich mit Matratzen oder Brettern vor den Steinwürfen. Einige verschanzten sich hinter Zäunen und großen Containern.
Die Anti-Mubarak-Demonstranten warfen der NDP vor, sie habe bezahlte Schlägertrupps und Polizisten in Zivil geschickt. Das Innenministerium in Kairo ließ über das Staatsfernsehen dementieren, dass Polizisten an den Ausschreitungen beteiligt seien.
Im Kairoer Stadtteil Mohandesin demonstrierten derweil Tausende Anhänger des ägyptischen Staatspräsidenten Husni Mubarak. Die Demonstranten trugen Plakate, die sowohl den islamischen Halbmond als auch das christliche Kreuz zeigten. Einige der Demonstranten attackierten Journalisten, denen sie vorwarfen, die Unruhen in Ägypten geschürt zu haben.
Vergeblich hatten die Streitkräfte zuvor an die Bevölkerung appelliert, die Aufmärsche zu beenden. Die Forderungen der Jugend seien verstanden worden, erklärte das Militär im Staatsfernsehen. Die Botschaft sei angekommen. Die Opposition kündigte dennoch weitere Proteste bis zur Amtsaufgabe Mubaraks an.
Mubarak hatte am Dienstagabend erklärt, er werde bei der Präsidentenwahl im Herbst nicht mehr antreten. Die Forderung der Opposition nach sofortigem Rücktritt lehnte er damit ab. Die »Jugendbewegung des 6. April« zeigte sich enttäuscht vom Angebot des 82-Jährigen. »Wir setzen die Proteste fort, bis unsere Forderungen erfüllt sind, besonders die Forderung nach dem Rücktritt Mubaraks und seines Regimes«, sagte ein Sprecher dieser Facebook-Gruppe.
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