Mit Biogemüse gegen die Armut

Gemeinschaftsgärten für arme Bäuerinnen rund um Kapstadt

  • Kristin Palitza, Kapstadt
  • Lesedauer: 3 Min.
Hilfe zur Selbsthilfe ist im Elendsviertel Gugulethu bei Kapstadt kein Fremdwort mehr. Eine Hilfsorganisation unterstützt arme Bäuerinnen bei Produktion und Vermarktung von Biogemüse.

Mit dem Handrücken wischt sie sich Schweißperlen von der Stirn und rückt ihr buntes Kopftuch zurecht, das sie vor der Hitze des Tages schützen soll. Es ist später Vormittag, doch Maggie Mbovu hat bereits gute fünf Stunden auf ihrem Feld geschuftet. Zusammen mit vier anderen Bäuerinnen hat sie Kohl, Mohrrüben, Zwiebeln und Kartoffeln angepflanzt. Das Gemüse wird von der Hilfsorganisation Abalimi Bezekhaya (»Heimatbauern«) abgeholt und vermarktet. So erhalten die Frauen, die in Gugulethu, einem der größten Elendsviertel Südafrikas, leben, Zugang zu Lebensmittelmärkten – und zu einem Einkommen. »Zuvor hatte ich nur ein bisschen Gemüse angepflanzt, damit meine Familie etwas zu essen hat. Doch jetzt, wo ich Mitglied des Gemeinschaftsgartens bin, hat sich mein Leben verändert«, sagt die 66-jährige Mbovu. »Uns geht es gut. Es ist harte Arbeit, aber es macht Spaß.«

Abalimi unterstützt derzeit 3000 Bäuerinnen mit kostenfreien Setzlingen, Samen und Kompost, aber auch mit Ausbildung in landwirtschaftlicher Produktion und kaufmännischen Fähigkeiten. Doch vor allem hilft die Organisation den Landwirtinnen, ihr Gemüse im Stadtgebiet zu verkaufen. Warum hauptsächlich Frauen? »Frauen lassen ihr Gehalt der ganzen Familie und sogar dem engeren Gemeindekreis zukommen, während Männer ihr Geld für sich selbst ausgeben«, erläutert Projektleiter Rob Small. »Unser Projekt ist halb kommerziell, halb sozial. Die Bäuerinnen verkaufen ihre Ernte, um Geld zu verdienen, aber sie behalten auch einen Teil des Gemüses zurück. Und das kommt ihren Familien sowie verarmten Gemeindemitgliedern zugute«, erklärt Small.

Jeder Abalimi-Gemeinschaftsgarten ist 500 Quadratmeter groß und bringt der Landwirtin monatlich umgerechnet zwischen 150 und 310 Euro. Viel für Südafrika, wo der Mindestlohn für Landarbeiter nur 130 Euro beträgt.

Die Vermarktung auf Lebensmittelmärkten und in Supermärkten ist der Schlüssel zum Erfolg. »Die meisten haben keine Autos«, erklärt Small. Gugulethu ist 30 Kilometer von Kapstadt entfernt. Auch an Schulen verkauft Abalimi das Biogemüse. Jeden Dienstagmorgen wird das frische Gemüse abgeholt, gewaschen, in Kisten gepackt und an die Schulen geliefert. Die eine Hälfte des Gewinns fließt in die Taschen der Bäuerinnen, die andere wird genutzt, um die Organisation zu führen. »Abalimi ist ein soziales Unternehmen, das Fair-Trade-Prinzipien unterliegt. Alle Einnahmen kommen direkt oder indirekt den Bäuerinnen zugute«, sagt Small.

Für Paul Cohen, den Vorsitzenden der südafrikanischen Gesellschaft für landwirtschaftliche Bildung und Entwicklung, ist das eine gute Strategie, um Armut zu bekämpfen und Nahrungsmittelsicherheit in Slums zu verbessern. »Es ist ungemein schwierig für Kleinbauern, Zugang zu großen Märkten zu erhalten, weil die Regierung hauptsächlich Agrar-Großbetriebe und Monokulturen fördert«, erklärt Cohen. Doch die Regierung müsse auch soziale Aspekte, wie Nahrungsmittelsicherheit und Arbeitsbeschaffung, berücksichtigen, fordert Cohen.

Das Landbauprojekt für Kleinbauern könnte Teil der Lösung sein. Small hofft, dass die Regierung und Hilfsorganisationen sich an Abalimis Ansatz ein Beispiel nehmen: »Mit weniger als 100 Rand (10 Euro) monatlicher Unterstützung pro Landwirtin helfen wir den Frauen, einen Lebensunterhalt zu verdienen. Ich hoffe, Leute werden von unserem Modell lernen. Wir würden gerne sehen, dass es überall im Land Nachahmer findet.«

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