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Über lang, nicht über kurz

Die Ölpreise spielen mal wieder verrückt. Innerhalb von nur einer Woche stiegen die Börsenkurse für ein Barrel in der Spitze um rund 20 Prozent, um dann wieder um rund 10 Prozent zu sinken. Dabei stellen die Unruhen in Libyen keine echte Bedrohung für die Versorgung dar, denn andere Förderländer können einspringen, sollte dies nötig sein. Dass die umgekehrte Achterbahnfahrt spekulativer Natur ist, zeigt auch die Tatsache, dass die Preise für Nordsee-Öl deutlich über denen von Texas-Öl liegen – bei vergleichbarer Qualität der beiden Sorten.

Die Turbulenzen rund um die stürzende Gaddafi-Despotie sollten daher nicht für energiepolitische Zwecke genutzt werden, wie es die Agrosprit-Lobby tut, die das Hohelied auf das neue Super-Benzin E10 anstimmt. Durch dieses sinkt zwar der Bedarf an herkömmlichem Rohöl leicht. Doch die zunehmende Ethanolnachfrage geht zulasten des Nahrungsmittelanbaus, was wiederum die Preise für Getreide hoch treiben kann. Der Wechsel der Spritquelle verlagert nur die Probleme.

Wenn es um die Notwendigkeit der Energiewende geht, sollte man nicht kurzfristige Börsenschwankungen zur Rechtfertigung heranziehen. Die Ölförderung wird auf lange Sicht zurückgehen; es braucht einen langen Atem und nachhaltige Wege für den Ausstieg aus der Ölabhängigkeit.

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