Malers und Dichters Liebling

GARTEN: Narzissen glänzen mit Vielseitigkeit und Eigensinn

  • Brigitte Müller, Hobbygärtnerin und Umweltautorin
  • Lesedauer: 3 Min.

Auch wenn Ostern noch weit ist, geben die vorgetriebenen Frühlingsboten schon mal auf der Fensterbank ein Konzert – eines für Augen und Nase. Osterglocken, Narcissus pseudonarcissus, (Foto: B. Müller) strahlen nicht nur in leuchtendem Gelb, sie wecken auch Frühlingsgefühle mit ihrem Duft. Narzissen sind nicht nur Lenzkinder; bis in den Sommer hinein können sie im Garten blühen. Aus den etwa 50 wilden Arten wurde eine unübersehbare Zahl von Sorten gezüchtet und in elf Klassen eingeteilt. Nimmt man die einzigen nicht winterharten Tazetta-Narzissen hinzu, die zwischen Herbst und Frühling blühen, dann kann das ganze Jahr über Narzissenzeit sein.

Und es würde nie langweilig, weil sie unglaublich abwechslungsreich sind: Sie sind ein- oder mehrfarbig, ein- oder mehrblütig, haben einfache oder gefüllte Kronen, ihr Duft reicht von zart bis betäubend. Und sie sind so anspruchslos: Wenn sie ihre Blüharbeit beendet haben – während der sie nicht dursten sollten – ziehen sie sich zurück, indem sie Kraft über die Blätter tanken (wie bei allen Zwiebelgewächsen diese erst einziehen lassen). Dann wollen sie bis zum nächsten Auftritt in Ruhe gelassen werden. Kann uns etwas besseres passieren? Und wer im Garten gefräßige Untermieter hat, der spart sich beispielsweise den Ärger mit verschwundenen Tulpenzwiebeln. Denn um Narzissen machen Wühlmäuse einen großen Bogen.

Narzissen haben es nicht nur Gärtnern angetan, sie sind auch die Blume der Maler und Dichter – nach ihnen wurde die Klasse 9 benannt: Poeticus-Narzissen. Von Salvador Dali zum Beispiel gibt es sowohl das Bild »Die Metamorphose des Narziss« als auch ein Buch gleichen Titels. Aus der griechischen Mythologie soll der Name für dieses Florageschöpf stammen. Es gibt die Variante, dass der Jüngling Narziss, weil er die Liebe eines Mädchens verschmähte, mit Selbstverliebtheit bestraft und in diese Blume verwandelt wurde. Eine andere Legende führt die Namensgebung auf den betörenden bis betäubenden Duft zurück; das griechische Wort »narki« steht für Betäubung, Erstarrung, Lähmung.

Manche Narzissen wetteifern trotz ihrer kleinen Blüten in Duftsüße und -schwere mit den großen Zwiebelgewächsen, den Lilien. Selbstverliebt sind Narzissen schon, denn sie mögen den Platz in der Blumenvase mit niemandem teilen. Wer trotzdem Tulpen dazu stellen möchte, sollte Narzissen erst ausschleimen lassen, und sie dann zu den Tulpen stellen, ohne die Stiele noch einmal anzuschneiden.

Die Narzissen werde ich – wenn es nicht bald regnet – gießen müssen, damit sie weiter wachsen. Unter der Schneedecke hatten sie sich schon ins Licht gereckt, aber seitdem rühren sie sich nicht. Die Trockenheit ist extrem, Kahlfrost und Wind haben ganze Arbeit geleistet. Meinen Lenzrosen ist schon nicht mehr zu helfen. Nicht nur die Blätter liegen welk da, auch die Knospen hängen an schlaffen Blütenstielen. Da ist auch mit Regen aus der Gießkanne nicht mehr viel zu retten für diese Saison.

Zeit wird es u. a. Dahlien vorzutreiben, damit sie schon als starke Triebe aufs Beet kommen und den Schnecken nicht mehr so gut schmecken. Wer keine großen Töpfe für diese Aktion blockieren möchte, kann das Treiben unkompliziert in Plastetüten entsprechender Größe tun. Die lassen sich auch gut transportieren.

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