Ein »kritisch-konstruktiver« Mahner
Gunnar Winkler, Präsident der Volkssolidarität, wird heute 80 Jahre alt
»Glück auf, der Steiger kommt« – diese Liedzeile kommt wohl den wenigsten Gratulanten in den Sinn, wenn sie an den Präsidenten des Volkssolidarität denken. Was viele nicht wissen: Gunnar Winkler begann seine Berufslaufbahn als Steiger und Hauer in einem Erzbergwerk. Es folgte eine klassische DDR-Aufstiegsgeschichte. Denn lange hielt es den 1931 in Hamburg geborenen Winkler nicht unter Tage. Im Jahre 1952 nahm der ehemalige Bergmann ein Studium der Wirtschaftswissenschaften in Leipzig und Halle auf. Bereits seit 1956 arbeitete Winkler zunächst als Assistent, später dann als Dozent und Professor für Betriebswirtschaft an der legendären Gewerkschaftshochschule »Fritz Heckert« in Bernau bei Berlin. Die Schule im Ortsteil Waldfrieden war von 1947 bis zu ihrem Ende 1990 die zentrale Bildungseinrichtung des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB). Doch die Abwicklung der Schule sollte Winkler nicht als Betroffener erleben.
Denn im Jahre 1978 wurde er Direktor des Instituts für Soziologie und Sozialpolitik an der Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW). In diesem Institut blieb er bis 1991 tätig. Nach der Wende hätte sich der damals knapp 60-Jährige zur Ruhe setzen können. Doch während sich andere in seinem Alter der Gartenarbeit oder den Enkeln gewidmet hätten, startete Gunnar Winkler noch einmal durch. In der schwierigen Umbruchphase wurde der frühere Steiger 1990 Vizepräsident der Volkssolidarität. Eine Funktion, die er insgesamt zwölf Jahre innehaben sollte. Dabei begleitete er den Verband durch seine sicherlich schwierigste Phase. Heute ist die Volkssolidarität mit mehr als 276 000 Mitgliedern der größte ostdeutsche Sozial- und Wohlfahrtsverband.
Am 23. März 2002 wurde Winkler gar zum Präsidenten der Volkssolidarität gewählt. Seine Arbeit scheint er gut zu machen. Immerhin zweimal wurde er wiedergewählt. Zuletzt 2010 für noch einmal vier Jahre. Winkler nutzt sein Amt auch, um sich in aktuelle sozialpolitische Debatten einzubringen. Ob Kinderarmut, Benachteiligungen von Ost-Renten oder Hartz-IV-Unrecht: Winklers Wort zählt. Er selbst sieht seinen Verband auch in der Pflicht, gesellschaftliche Prozesse mit »kritisch-konstruktiven« Beiträgen zu begleiten.
Doch Winkler beschränkte sein Tätigkeitsfeld keineswegs nur auf die Volkssolidarität: 1991 gründete er zusammen mit ost- und westdeutschen sowie internationalen Fachleuten das Sozialwissenschaftliche Forschungszentrum Berlin-Brandenburg (SFZ). Schwerpunkt der Forschungsarbeit bilden die »sozialen Aspekte gesellschaftlicher Transformation«. Seit beinahe 21 Jahren begleiten und analysieren die Forscherinnen und Forscher vor allem die massiven Umwälzungen in den fünf neuen Bundesländern. Gunnar Winkler fungierte von 1991 bis zum Jahr 2000 als Geschäftsführer des SFZ.
Zudem ist der agile Wissenschaftler seit dem Jahr 2000 Mitglied der Leibniz-Sozietät, einer aus der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR hervorgegangenen Gelehrtengesellschaft. Übrigens: Ebenso wie der Bundesverband Volkssolidarität erhält die Sozietät keine staatlichen Fördergelder.
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