Wagner spielen!
Israelische Musiker:
Das Israelische Kammerorchester will ungeachtet der Kritik im eigenen Land im Sommer in Bayreuth erstmals ein Konzert mit Musik von Richard Wagner geben. Der Musikdirektor des Kammerorchesters, der Österreicher Roberto Paternostro: »Die Vorbereitungen für das Konzert in Bayreuth sind abgeschlossen.« Der Auftritt, bei dem neben Wagners »Siegfried-Idyll« auch Werke der jüdischen Komponisten Mahler und Mendelssohn Bartholdy sowie erstmals in Deutschland ein Stück des zeitgenössischen israelischen Komponisten Tzvi Avni gespielt werden sollen, soll am 26. Juli stattfinden.
Richard Wagner (1813-1883) ist in Israel wegen antisemitischer Positionen und seiner Beliebtheit während des Nazi-Regimes äußerst umstritten. Seine Werke werden in Konzerten fast nie gespielt, obwohl ein Boykott schon mehrmals gebrochen wurde. Die Pläne für das erste Konzert eines israelischen Orchesters in der Wagner-Stadt Bayreuth waren in Israel auf scharfe Kritik von Holocaust-Überlebenden gestoßen. Ein geplanter Israel-Besuch von Katharina Wagner, Urenkelin des Komponisten, war deshalb wieder abgesagt worden.
Paternostro äußerte Verständnis für die Kritik in Israel. »In solchen Momenten schweige ich. Was diese Menschen miterlebt haben – da gibt es keine Diskussionen.« Er habe selbst 80 Prozent seiner Familie während des Holocaust verloren, sagte der Dirigent. Dennoch wisse er, was er tue. »Ich trenne zwischen Menschen und Werk.« Das Orchester stehe geschlossen hinter diesem »historischen Schritt«. »Alle jungen Musiker sind neugierig darauf, Wagner zu spielen.« dpa
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.