Es wird teurer, ist aber noch immer preiswert – trotz steigender Hypothekenzinsen

Baugeld

  • Lesedauer: 4 Min.
Für Häuslebauer und Hauskäufer scheinen die besten Zeiten vorbei zu sein. Noch im vergangenen Sommer war Baugeld so billig wie selten zuvor, doch seitdem sind die Zinsen für Hypothekenkredite wieder um mehr als ein Fünftel angestiegen. Doch auf lange Sicht betrachtet, liegen die Zinssätze für Baugeld immer noch tief im Keller. Wer bauen möchte oder den Erwerb eines Hauses ernsthaft plant, sollte die Entscheidung nicht mehr allzu lange hinausschieben.

Wenn es um die Finanzierung der eigenen vier Wände geht, führt meistens kein Weg an einem Hypothekenkredit vorbei. Wegen der hohen Tilgungsbelastung kommen Bausparverträge oft nur für eine Teilfinanzierung infrage, und auch Lebensversicherungsverträge haben für Häuslebauer oft zu viele Schattenseiten. Das Hypothekendarlehen ist daher für fast jede Immobilienfinanzierung ein unverzichtbarer Baustein.

Anders als beim »unbesicherten« Darlehen muss für diesen Extrakredit jedoch ein Pfand gestellt werden. Bei einem unbesicherten Darlehen, wie beispielsweise einem Ratenkredit für die neue Wohnzimmereinrichtung, bürgen Sie gewissermaßen mit Ihrem guten Namen für die Rückzahlung der Schulden an das Geldinstitut.

Bei einem viel höheren Hypothekendarlehen reicht dies der Bank aber nicht aus. Sie fordert eine handfeste Sicherheit: Das Grundpfandrecht auf eine oder mehrere Immobilien. Im schlimmsten Fall, wenn Sie den Verpflichtungen aus dem Darlehensvertrag nicht mehr nachkommen, kann die Bank Ihr Haus – im Juristendeutsch ausgedrückt – »verwerten«. Im Regelfall wird das Kreditinstitut dann eine Zwangsversteigerung durchführen und versuchen, mit dem erlösten Geld das Hypothekendarlehen zu tilgen.

Ein solcher Notfall kommt nicht so selten vor: 2010 wurden in deutschen Amtsgerichten laut des Fachinfodienstes Argetra über 82 000 Zwangsversteigerungen mit einem Verkehrswert von mehr als 13,6 Milliarden Euro anberaumt.

Unser Tipp
Diese erschreckenden Zahlen sollten Bauherren eine Warnung sein, keinen Vertrag voreilig abzuschließen, egal wie »billig« der Kredit erscheint. Denn trotz der Niedrigzinsen müssen Sie sich den Kauf der eigenen vier Wände auch leisten können, und zwar nachhaltig über Jahrzehnte.

Vor- und Nachteile von Baugeldrechnern im Internet

Der faktische Zwang zum zusätzlichen Hypothekendarlehen neben dem Bausparvertrag muss für den Häuslebauer allerdings kein Nachteil sein. Durch die hohe Sicherheit dank der Hypothek (lat. »Unterpfand«) ist das Risiko für die Bank gering. Das wiederum zahlt sich für den Kunden im vergleichsweise niedrigen Zinssatz aus.

Hypothekenkredite vergeben nahezu alle Kreditinstitute, Bausparkassen und Lebensversicherungsgesellschaften. Das Angebot wird noch umfangreicher durch Onlineanbieter und Discountvermittler. Diese nutzen Internet und Telefon, sparen an teuren Beratern und finanzieren nur Kunden mit geringem Ausfallrisiko. Darum können diese Firmen Baufinanzierungen oft günstiger verkaufen als die traditionellen Anbieter, deren Produkte sie im Regelfall vertreiben.

Der Vertragsabschluss über einen Onlinevermittler wie Magral oder Interhyp kann dem Hausbauer oder Käufer einer Eigentumswohnung so unterm Strich eine fünfstellige Ersparnis einbringen. »Wer auf den persönlichen Kontakt zum Berater verzichtet, wird mit günstigen Konditionen belohnt«, fasst ein Verbraucherschützer Vor- und Nachteile des Internetkaufs zusammen.

Trotz des verwirrenden Konditionendschungels auf dem Markt für Baufinanzierungen haben Sie eine Chance, den Instituten auf den Zahn zu fühlen. Eine zentrale Rolle spielt dabei der »effektive Jahreszins«, der Preis für den Kredit. Dazu kommen allerdings noch diverse Nebenkosten. Holen Sie also mehrere Angebote ein.

Zinsen könnten 2011 deutlich höher sein

Ein weiterer zentraler Punkt ist die »Zinsbindungsfrist«. Wie lange Sie den aktuellen Marktzins festschreiben, ob zwei oder zwanzig Jahre, bestimmen letztlich Sie selbst. Angesichts der heute immer noch recht niedrigen Zinssätze macht es durchaus Sinn, sich die aktuellen Niedrigzinsen für mehrere Jahre zu sichern.

Trotz des Zinsanstiegs seit Sommer 2010 fallen die Zinsen bei einer jahrzehntelangen Betrachtung noch niedrig aus. Das dürfte sich in absehbarer Zeit ändern. Die Krise des Euro und steigende Rohstoffpreise, die Natur- und Atomkatastrophe in Japan sowie die üppigen Rettungspakete im Rahmen der Banken- und Wirtschaftskrise treiben die Inflation auch in Deutschland an. Experten erwarten, dass Zentralbanken spätestens im Sommer mit einer langsamen Erhöhung ihrer Leitzinsen antworten werden.

Die Europäische Zentralbank hat bereits signalisiert, dass sie bald die Leitzinsen anheben will. Dadurch wird dann auch Baugeld teurer. 2011 könnten die Zinsen dann schon deutlich höher ausfallen als heute.

Unser Tipp
Es kann durchaus Sinn machen, sich das aktuelle, noch vergleichsweise günstige Baugeld längerfristig zu sichern. Dabei sollten Sie aber beachten: Je länger die Zinsbindungsfrist, desto höher wird der Zinssatz, den die Bank als Aufschlag für eine längere Laufzeit kassiert.

Kurzum: Es lohnt sich also, einen Vertragsabschluss nicht zu übereilen und stattdessen mit spitzem Bleistift die Angebote mehrerer Anbieter ganz genau zu vergleichen. Dabei helfen – gegen Gebühr natürlich – die Verbraucherzentralen vor Ort. Auch die Stiftung Warentest bietet im Internet einen Baugeldrechner an, mit dem Sie sich einen genauen Überblick verschaffen können.

HERMANNUS PFEIFFER

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