Ist Côte d'Ivoires Machtkampf entschieden?

Verhandlungen über Rückzug Gbagbos und einen dauerhaften Waffenstillstand in vollem Gange

  • Lesedauer: 2 Min.
Der blutige Machtkampf in Côte d'Ivoire steht offenbar vor dem Ende. Auch die Armeeführung will nicht länger für den abgewählten Präsidenten Laurent Gbagbo kämpfen. Derweil sind eine Million Menschen auf der Flucht.

Abidjan/Paris/Moskau (Agenturen/ND). Fünf Monate nach der Wahlniederlage des früheren Präsidenten Laurent Gbagbo begannen am Dienstag Verhandlungen über einen dauerhaften Waffenstillstand in Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste). Gbagbo soll sich mit seiner Familie in seine Residenz geflüchtet haben. Seine Getreuen hielten sich weitgehend an eine Waffenruhe. Anhänger und Einheiten des von der internationalen Gemeinschaft anerkannten Präsidenten Alassane Ouattara feierten den Sieg.

»Der Krieg ist vorbei«, sagte Alcide Djedje, der in die französische Botschaft geflüchtete Außenminister Gbagbos, dem britischen Rundfunksender BBC. Es werde über einen dauerhaften Waffenstillstand verhandelt.

Die Spitzen der Armee, der Polizei und der Präsidentengarde ordneten eine Waffenruhe an. Ein UN-Sprecher berichtete, die Generäle hätten die Vereinten Nationen telefonisch über die Feuerpause unterrichtet.

Die Soldaten, darunter auch die bisherigen Eliteeinheiten des abgewählten Präsidenten Gbagbo, sollen sich den UN-Friedenstruppen ergeben und ihnen ihre Waffen übergeben. Zunächst war unklar, ob auch die paramilitärischen Milizen den Kampf einstellen.

In der seit Tagen umkämpften Hafenstadt Abidjan waren am Nachmittag kaum noch Schüsse zu hören. Ally Coulibaly, der Pariser Botschafter des von der internationalen Gemeinschaft anerkannten gewählten Präsidenten Alassane Ouattara sagte französischen Medien, Gbagbo verhandele über einen Rückzug.

Das jedoch hatte Gbagbos Sprecher am Dienstagmorgen noch dementiert: »Im Moment ist er nicht an diesem Punkt«, sagte Ahoua Don Mello.

Ouattara, von der ivorischen Wahlkommission erklärter Sieger der Wahl im November, wird seit Montagnachmittag auch von Einheiten der UN und französischen Streitkräften unterstützt, die vor allem zum Schutz der Zivilbevölkerung eingreifen.

Russland hat aus Protest gegen die Beteiligung von UN-Soldaten an den Kämpfen in Côte d'Ivoire eine Dringlichkeitssitzung des Weltsicherheitsrates verlangt. Dabei will Moskau vor allem die Angriffe von Blauhelmsoldaten und französischen Truppen gegen Stellungen Gbagbos untersuchen lassen. Die UN-Soldaten seien nach ihrem Mandat zu Neutralität und Unparteilichkeit verpflichtet, meinte der russische Außenminister Sergej Lawrow.

Auch die Afrikanische Union (AU) hat das militärische Eingreifen der UNO und Frankreichs verurteilt. Es müsse Afrika überlassen werden, seine Angelegenheiten selbst zu regeln, sagte AU-Präsident Teodoro Obiang Nguema am Dienstag in Genf. Er bezog sich dabei sowohl auf die Lage in Côte d'Ivoire als auch auf den Libyen-Konflikt. Er forderte den Rücktritt von Gbagbo. Dies bedeute aber nicht, dass dies durch »eine Intervention einer ausländischen Armee« erzwungen werden solle.

Kommentar Seite 8

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -