Gbagbos Bunker belagert

Machtkampf in Côte d'Ivoire wohl nur noch militärisch lösbar

  • Lesedauer: 3 Min.
Die Truppen des gewählten ivorischen Staatschefs Alassane Ouattara sind am Mittwoch in die womöglich entscheidende Schlacht gegen dessen Widersacher Laurent Gbagbo gezogen.

Abidjan (AFP/dpa/ND). »Laurent Gbagbo wird nun aus seinem Loch herausgeholt und dem Präsidenten übergeben«, sagte ein Sprecher der Ouattara-Regierung. »Wir gehen zu seiner Residenz und setzen diesem Schauspiel ein Ende.« Nach Angaben von Zeugen waren in der Nähe der Residenz Explosionen und Maschinengewehrfeuer zu hören.

Aus Kreisen der französischen Regierung hieß es, die Truppen Ouattaras hätten einen letzten Angriff auf das Gebäude in Abidjan gestartet, unter dem sich der langjährige Staatschef in einem Bunker verschanzt hielt. Verhandlungen über eine Aufgabe Gbagbos und seinen Gang ins Exil seien gescheitert. »Gbagbo weigert sich, Ouattaras Sieg anzuerkennen«, hieß es. Ouattara wolle das »Problem« daher »militärisch lösen«.

Gbagbos Lager bezeichnete das bisherige Eingreifen der in der Côte d'Ivoire stationierten französischen Soldaten der »Operation Einhorn« als »Mordversuch«. Die Einheit wies die Anschuldigung zurück und erklärte, dass sie mit dem Schutz der Zivilbevölkerung betraut sei. An den neuen Angriffen vom Mittwoch nehme sie nicht teil, sagte ein Sprecher der »Operation Einhorn«. Vielmehr kümmerten sich die Soldaten um ausreisewillige Ausländer.

»Wir werden zusammen mit den Vereinten Nationen weiterhin Druck machen, damit Gbagbo die Realität akzeptiert«, sagte der französische Außenminister Alain Juppé dem Radiosender France Info. Derzeit hoffe er allerdings, dass neue Militäraktionen vermieden werden könnten.

In der Nacht zum Mittwoch hatte Gbagbo einen Rückzug von der Staatsspitze der Côte d'Ivoire erneut ausgeschlossen. »Ich erkenne Ouattaras Sieg nicht an«, sagte er in einem Telefonat mit dem französischen Fernsehsender LCI. Er finde es erstaunlich, wie im Ausland um sein Land »gepokert« werde. Auch wenn er sich nicht als »Märtyrer« sehe, sei er bereit zu sterben. »Wenn der Tod kommt, kommt er«, sagte er dem Sender.

In dem westafrikanischen Land tobt seit der umstrittenen Präsidentenwahl im November ein immer blutiger werdender Machtkampf zwischen dem international als Wahlsieger anerkannten Ouattara und Gbagbo, der die Macht nicht abgeben will. Seit Beginn einer Offensive der Ouattara-Truppen in der vergangenen Woche kamen Hunderte ums Leben.

Papst Benedikt XVI. rief die Konfliktparteien zum Gewaltverzicht auf. Es sei an der Zeit, »Frieden zu schaffen und in einen Dialog zu treten, um weiteres Blutvergießen zu verhindern«, sagte er. Die Europäische Union und die Afrikanische Union hatten Gbagbo in der Nacht zum Mittwoch gemeinsam zum Machtverzicht aufgefordert. Auch US-Präsident Barack Obama forderte Gbagbo zum Rückzug auf.

Die EU verhängte am Mittwoch weitere Sanktionen gegen Gbagbo. Sie untersagte den Kauf von Staatsanleihen und anderen Kreditpapieren des Landes sowie die Vergabe von Krediten an die »unrechtmäßige Regierung von Laurent Gbagbo«, wie der EU-Rat mitteilte. Ausgenommen seien Mittel für humanitäre Hilfe.

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