Gbagbos Truppen gewinnen an Boden
Angriff auf Hauptquartier Ouattaras in Abidjan
Abidjan (AFP/ND). Gbagbo-Soldaten attackierten am Wochenende nach Angaben der UNO erstmals das Hauptquartier des Rivalen Alassane Ouattara in Abidjan. Das Golf-Hotel sei mit Mörsern beschossen worden, sagte ein Sprecher der UN-Mission in der Côte d'Ivoire. Gemäß ihres Mandats hätten die UN-Soldaten das Feuer erwidert. Demnach begann der Angriff am Sonnabend gegen 17 Uhr und dauerte etwa eine Stunde. Das Hotel ist seit Beginn des Machtkampfs nach der Wahl vom November das Hauptquartier des international als Wahlsieger anerkannten Ouattara und wird von Blauhelmsoldaten bewacht.
Gbagbos Sprecher Ahoua Don Mello sagte der Nachrichtenagentur AFP dagegen am Sonntag, der Angriff habe nicht stattgefunden. Die entsprechenden Berichte der UN-Mission seien »erfunden« und dienten der Vorbereitung eines erneuten »Angriffs« der Soldaten der UNO und Frankreichs auf die Einheiten Gbagbos.
Hunderte Anwohner aus der Umgebung des Hotels flohen am Sonntag aus ihren Häusern, wie Augenzeugen berichteten. »Es war furchtbar«, sagte eine Bewohnerin am Telefon zu den Kämpfen vom Vortag. »Sobald es aufgehört hat, haben die Leute ihre Sachen gepackt.« Am Sonntag blieb die Lage aber weitgehend ruhig, Anwohner berichteten nur von vereinzelten Schüssen.
Bereits zuvor hatte die UNO von einem Wiedererstarken der Gbagbo-Truppen berichtet. Die Truppen Gbagbos verfügten weiter über »zahlreiche Panzer und schwere Waffen«, sagte der Chef der UN-Friedensmissionen, Alain Le Roy. Die Kampfpause von vergangener Woche sei offenkundig nur ein Ablenkungsmanöver gewesen, »um ihre Position zu verstärken«. Ähnlich äußerte sich US-Außenministeriumssprecher Mark Toner: Gbagbos Verhandlungsangebot sei lediglich ein »Trick« gewesen.
Gbagbo-Sprecher Don Mello sagte, dessen Truppen würden sich nach dem »barbarischen Angriff der von der UNO und den (französischen) Licorne-Truppen unterstützten Rebellen« wieder sammeln. Sie halten in Abidjan unter anderem Gbagbos Residenz und deren Umgebung. In der Millionenstadt wird die humanitäre Lage derweil immer dramatischer, es fehlt an Wasser und Lebensmitteln. In vielen Stadtteilen plünderten bewaffnete Gruppen.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warf den Truppen Ouattaras am Wochenende vor, bei ihrem Vormarsch im Westen des Landes Hunderte vermeintliche Anhänger Gbagbos ermordet zu haben. Augenzeugen hätten aber auch berichtet, dass mehr als hundert Männer, Frauen und Kinder durch Anhänger Gbagbos getötet wurden.
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