Syrien: »Willkürliche Festnahmen«

Verschärfter Kurs gegen Opposition

  • Lesedauer: 2 Min.
Nach den neuen blutigen Unruhen in Syrien haben Sicherheitskräfte in der Hauptstadt Damaskus den regierungskritischen Schriftsteller und Journalisten Fajes Sara festgenommen.

Damaskus (AFP/dpa/ND). Warum Fajes Sara in Gewahrsam genommen wurde, sei nicht bekannt, sagte Abdel Karim Rihawi von der syrischen Menschenrechtsliga der Nachrichtenagentur AFP. Auch wisse er nicht, wohin Sara gebracht worden sei. Der 61-Jährige gehört einer Oppositionsgruppe an, die sich für Reformen einsetzt. Zuletzt war er 2008 festgenommen worden und musste zwei Jahre im Gefängnis verbringen.

Nach Angaben Rihawis nahmen die Behörden bereits am Sonntag zwei weitere Oppositionelle fest. Neben Georges Sabra von der verbotenen Kommunistischen Partei handle es sich um Ahmed Maatuk von einer ebenfalls verbotenen sozialdemokratischen Gruppierung, erklärte Rihawi. Er forderte eine sofortige Freilassung der drei Oppositionellen und ein Ende der »willkürlichen Festnahmen«.

Am Sonntag waren in der Stadt Banias im Nordwesten Syriens bei Kämpfen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften mindestens 13 Menschen getötet worden. Beim Beschuss einer Moschee kamen nach Angaben von Augenzeugen mindestens vier Demonstranten ums Leben.

Der amtlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana zufolge wurden zudem neun Soldaten in einem Hinterhalt getötet.

Seit Beginn der Unruhen in Syrien sind nach einer Schätzung des Menschenrechtsanwalts Haitham al-Maleh über 250 Menschen getötet worden. Der syrische Anwalt sagte am Dienstag in einem Telefoninterview mit dpa, die Zahl der Verletzten liege bei mehr als 1000. Maleh ist Mitbegründer der ersten syrischen Menschenrechtsorganisation. Er saß zuletzt als politischer Gefangener eineinhalb Jahre in Haft und war erst vor fünf Wochen wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Seine frühzeitige Entlassung aus dem Gefängnis war von der Bundesregierung als »kleiner Schritt in die richtige Richtung« begrüßt worden. Der Anwalt rechnet damit, dass die Proteste in den kommenden Wochen noch weiter zunehmen werden. Er sagte, unter dem Regime von Präsident Baschar al-Assad könne es keine demokratischen Reformen geben.

Die Menschenrechtorganisation Human Rights Watch rief die syrischen Behörden auf, verletzten Demonstranten den Zugang zu medizinischer Hilfe nicht zu verwehren. Dies sei nach den Schüssen auf Demonstranten am Freitag in mehreren Ortschaften geschehen. In einer Erklärung der Organisation hieß es, am Freitag seien mindestens 28 Menschen getötet worden. »Die syrische Staatsmacht reagiert auf Proteste gegen Unterdrückung mit noch mehr Unterdrückung: Tötungen, willkürliche Massenfestnahmen, Prügel und Folter«, erklärte Sarah Leah Whitson, Direktorin von Human Rights Watch für Nahost.

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