Turbine fährt nach London

Potsdamerinnen schalten im Champions-League-Halbfinale Duisburg aus

Yuki Nagasato
Yuki Nagasato

Das hatte gesessen. Nach fünf Minuten im Halbfinal-Rückspiel der Champions League sprang Bernd Schröder wütend von der Bank auf und erinnerte Inka Wesely lautstark an ihre Aufgabe. Der Trainer von Turbine Potsdam wusste, dass gegen die offensivstarken Frauen vom FCR Duisburg konsequente Abwehrarbeit der Schlüssel zum Erfolg sein würde. Die 19-jährige Wesely sollte dabei Inka Grings auf Schritt und Tritt verfolgen. In den folgenden 85 Minuten kam die Nationalstürmerin aus Duisburg zu keiner Torchance mehr. Da bei Tabea Kemme die zweite FCR-Angreiferin, Alexandra Popp, in besten Händen war, blieb der stärkste Duisburger Mannschaftsteil im Karl-Liebknecht-Stadion weitgehend wirkungslos. So zog Turbine nach dem 2:2 im Hinspiel durch den Treffer von Yuki Nagasato in der 40. Minute ins Finale ein.

Vor der Partie war es gerade die Abwehr, die den Potsdamerinnen große Sorgen bereitet hatte. Schröder musste die gelb-gesperrte Bianca Schmidt sowie die verletzte Josephine Henning ersetzen. Und Duisburgs Trainer Marco Ketelaer kündigte einen Sturmlauf an: »Ich erwarte drei Tore von uns.« Von Beginn versuchte Duisburg, Potsdam unter Druck zu setzen und kam über die schnelle und technisch starke Kozue Ando zu gefährlichen Aktionen. Isabel Kerschowski hatte auf der rechten Seite große Probleme mit der Japanerin und so musste Torfrau Anna Felicitas Sarholz in der 9. und 18. Minuten all ihr Können aufbieten, um einen Rückstand zu verhindern. Die groß angekündigte Offensive blieb aber ob der fehlenden Durchschlagskraft im Sturmzentrum aus.

Etwas schwerer tat sich Turbine im Spielaufbau. Nervosität und Unsicherheit verschwanden erst mit der Führung durch Nagasato. Nach einem Einwurf und einer Kopfballverlängerung kam die Japanerin im Strafraum an den Ball und ließ der guten FCR-Torfrau Christina Bellinghoven keine Chance. Als »Killergen« beschrieb FCR-Trainer Ketelaer diese Potsdamer Effektiviät vor dem Tor und sprach von einem verdienten Finaleinzug von Turbine.

Auch wenn sich Jennifer Zietz aus vielen Chancen in Hälfte zwei das »ein oder andere Tor mehr« gewünscht hätte, am Ende feierten 4600 Zuschauer mit der Mannschaft ausgelassen den Finaleinzug. »Vor solch einer Kulisse läuft es sich fast von allein«, wollte Zietz unbedingt noch die Fans loben. Am 26. Mai in London wird die Unterstützung nicht ganz so groß sein, doch »das Finale wie im Vorjahr gegen Olympique Lyon ist Ansporn genug«, so Tabea Kemme. Die Titelverteidigung und das erneute Double aus Meisterschaft und Champions League wäre ein passender Saisonabschluss im Jahr des 40-jährigen Vereinsjubiläums – und ein Abschiedsgeschenk: Fatmire Bajramaj verlässt Turbine und wechselt zum 1. FFC Frankfurt.

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