Kein Geld für Palmöl in Honduras
Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft reagiert auf Protestkampagne
Auf dem Papier hört sich »Förderung nachhaltiger Entwicklung« im globalen Süden gut an. Mit einem 20-Millionen-Dollar-Kredit wollte die Deutsche Entwicklungsgesellschaft (DEG) »die Finanzierung verschiedener Investitionen mit positiven Effekten für die wirtschaftliche Entwicklung und die Schaffung von Arbeitsplätzen in Honduras« bezuschussen, erklärt DEG-Repräsentant Graf Hubertus Plettenberg in einem Schreiben an die Umweltorganisationen »Rettet den Regenwald«, »Biofuelwatch« und »CDM Watch«. Verwendet werden sollten die Mittel für die Neuanpflanzung bestehender Palmölplantagen zwecks Herstellung von Speiseöl sowie für Biogasanlagen zur umweltschonenden Abwasserentsorgung und gleichzeitigen Erzeugung von erneuerbarer Energie. Auf den ersten Blick ein rundes Konzept.
Ins Geschäft gekommen waren die Europäer mit Miguel Facussé Barjum, einem der reichsten Männer Zentralamerikas. Mit Kredithilfe wollte der 80-jährige Geschäftsmann ins Palmöl-Geschäft einsteigen. Facussé bestand die ordnungsgemäße Darlehensprüfung durch die DEG, eine Tochter der staatlichen »Kreditanstalt für Wiederaufbau« (KfW). Die »Umwelt- und Sozialverträglichkeit des Vorhabens« habe dabei immer einen Schwerpunkt gebildet, so die DEG heute.
»Rettet den Regenwald«, »Biofuelwatch« und »CDM Watch« haben daran Zweifel. Anfang April 2011 hatten die drei Organisationen ihre Protestkampagne »Honduras: 25 Morde für Palmöl mit Weltbank-Kredit« gestartet. Mit ihr wurden die Vertreibungen und Morde für die Ausweitung von Palmölplantagen in eine breitere Öffentlichkeit gerückt. Die DEG reagierte und gab vergangene Woche bekannt, dass sie »das Vertragsverhältnis nicht fortsetzen« werde, so Plettenberg. Dem deutschen Beispiel folgte einige Tage später der französische Energieriese »Electricité de France« (EDF). Dessen C02-Emissionshandelsfirma »EDF Trading« beendet ein Biogas-Projekt mit demselben Geschäftspartner. »Wir nehmen die Lage in Honduras sehr ernst«, erklärte EDF-Trading-Chef John Rittenhouse den »Rückzug«.
Hinter der Kreditzusage stand eine bewusste oder unbewusste Fehleinschätzung der politischen Lage. Den Staatsstreich gegen Präsident Manuel Zelaya vom 28. Juni 2009 betrieb Facussé hinter den Kulissen als Finanzier mit. Es folgte eine Welle der Gewalt. Im Tal des Río Aguán sollten rund 3500 Bauernfamilien gigantischen Palmölplantagen weichen. Zelayas Sturz war ein Schlussstrich unter eine friedliche Lösung des Landkonfliktes, wie sie mit der Landvergabe durch das »Nationale Agrarinstitut« bereits eingeleitet war. Die Rückübertragung von 20 000 Hektar war kurz vor dem Putsch ausgehandelt worden. Die Devise der neuen Machthaber lautet indes Palmöl-Export – 70 Prozent der Produktion gehen ins Ausland.
Allein zwischen Januar 2010 und Februar 2011 zählt ein »Vorbericht der Internationalen Mission« diverser nationaler und internationaler Menschenrechtsorganisationen »25 Tote, die im Zusammenhang mit dem Landkonflikt in Bajo Aguán stehen, davon 23 ermordete Bauern, ein Journalist und seine Begleiterin«. Die Opfer gehen aufs Konto der 200 Mann starken Facussé-Miliz, teils Söldner aus Kolumbien.
Eva Filzmoser von »CDM Watch« freut sich über den »Präzedenzfall«. Ein Präzedenzfall, der die Weltbank zum Nachdenken bringen könnte. Über ihre Tochter »International Finance Corporation« reichte die Weltbank nach dem Putsch 2009 einen 30-Millionen-DollarKredit an Facussés Unternehmensgruppe aus. Fordert sie ihn zurück, droht Facussé ein Liquiditätsengpass. An Argumenten für eine außerordentliche Kreditkündigung fehlt es angesichts der Sachlage nicht.
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