Jeder Fünfte hat ein Alkoholproblem
»Jahrbuch Sucht« in Berlin vorgestellt: Es wird zu viel getrunken – Rückgang beim Rauchen
Berlin (AFP/ND). »Dramatisch« nannte Geschäftsführer Raphael Gaßmann die Situation bezüglich des Alkohols am Dienstag. »Der Alkoholverbrauch bleibt entschieden zu hoch, zu riskant, zu folgenreich«, erklärte er in Berlin bei der Vorstellung des Jahrbuchs Sucht. Die Hauptstelle geht davon aus, dass jeder fünfte Deutsche zwischen 18 und 64 Jahren ein Alkoholproblem hat. Zwar sei die jährlich konsumierte Menge reinen Alkohols leicht zurückgegangen, doch falle diese Entwicklung »zu gering« aus, um Gesundheitsschäden zu vermeiden, hieß es.
Laut der Hauptstelle für Suchtfragen ist die Anzahl an Alkoholvergiftungen zwischen 2000 und 2009 um fast 112 Prozent gestiegen. Besonders dramatisch fällt die Entwicklung mit einem Plus von etwa 194 Prozent in der Altersgruppe der 20- bis 25-Jährigen aus. Auch bei den Senioren liegt die Zahl mit rund 181 Prozent Steigerung über dem ermittelten Durchschnitt. Rund 73 000 Todesfälle gingen jährlich auf »alkoholbezogene Gesundheitsstörungen« zurück, erklärte Gaßmann. Zur Eindämmung des Alkoholmissbrauchs schlägt die Stelle eine drastische Verteuerung von Alkoholika durch höhere Steuern vor.
Positiver sieht die Hauptstelle die Entwicklung beim Tabak: Der Rückgang sei deutlich, wenn auch mit 1,6 Prozent im Jahr 2009 nur noch halb so intensiv wie im Vorjahr (3,8 Prozent), hieß es in einer Mitteilung. In Deutschland rauchen rund 29 Prozent der 18- bis 64-Jährigen, Männer (rund 32,8 Prozent) sind dabei stärker vertreten als Frauen (etwa 25,5 Prozent). Die Hauptstelle sprach von etwa 110 000 bis 140 000 durch Tabakkonsum verursachten Todesfällen jährlich.
Bei den Medikamenten mit Suchtpotenzial gab es keinen eindeutigen Trend, weil die Mittel häufig im Internet, also am Arzt vorbei, erworben würden. Schätzungen gingen von 1,4 Millionen Abhängigen aus. Bei den illegalen Drogen werden etwa 3,3 Konsumenten je 1000 Einwohner im Alter von 15 bis 64 Jahren vermutet. Rund 220 000 Menschen konsumieren laut Hauptstelle regelmäßig Cannabis. Bei Kokain oder Amphetaminen fielen die Zahlen noch geringer aus, hieß es.
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