Treuhand für Athen
Kommentar von Dieter Janke
Mit wachsender Dauer und Intensität der Refinanzierungsprobleme südlicher Euroländer wird offenbar auch die Hilflosigkeit der Verfechter der bisherigen europäischen Währungsarchitektur immer größer. Verwundern kann das kaum. Sind sie doch am stärksten in jenen Strukturen gefangen, die letztlich die Probleme verursacht haben. Ein neuer Tiefpunkt ist wohl der Vorschlag des Chefs der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker, mit Hilfe einer Treuhandanstalt die Privatisierung von griechischem Staatseigentum voranzutreiben. Als regierungsunabhängige Privatisierungsagentur solle sie nach dem Vorbild jener Behörde wirken, die nach dem Ende der deutschen Zweistaatlichkeit den ostdeutschen Staatsbesitz feilbot. Damals freilich fand fremdbestimmt und unter der Knute rein fiskalischer Prämissen ein beispielloser Enteignungs- und Umverteilungsprozess statt, von dem sich die betroffenen Landstriche bis dato nicht erholt haben. Über 90 Prozent des im Schweinsgalopp Veräußerten war anschließend bei Eignern außerhalb derselben wiederzufinden. Und das gleiche Prinzip will der einflussreiche EU-Politiker Jucker verordnen, bevor über eine »sanfte Umschuldung« nachgedacht wird? Die Akropolis unter der Verwertungslogik globaler Hedgefonds wäre vor allem eines – der Stoff einer modernen griechischen Tragödie!
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.