Konkrete Sorgen in Sachsen-Anhalt: Atommülllager Morsleben

  • Eva Mahnke
  • Lesedauer: 2 Min.
Lange sind in Magdeburg nicht so viele Menschen gegen Atomkraft auf die Straße gegangen. Sogar die Polizisten, die den Demonstrationszug begleiteten, versorgten sich zum Teil mit Anti-Atom-Buttons.

Zur zentralen Anti-Atom-Demonstration in Magdeburg hatte ein Trägerkreis aus dem BUND Sachsen-Anhalt, der Evangelischen Kirche, den Grünen, der SPD sowie dem DGB und der IG Metall aufgerufen. Die Demonstrationsroute verlief vom Universitätsplatz einmal quer durch die Stadt zum Friedensplatz, wo die zentrale Kundgebung stattfand. Ausgestattet mit den rot-gelben Fahnen der Bewegung, mit Transparenten, Flyern und Buttons beteiligten sich nach Angaben der Polizei rund 1.000 Menschen an der Protestveranstaltung. Eine Samba-Gruppe aus dem Wendland sorgte im Demonstrationszug für Stimmung.

Während sich Kundgebungssprecher Axel Weber von der IG Metall überrascht zeigte, wie lang der Menschenzug in Magdeburg geworden war, kritisierte Cornelia Wilborn vom Anti-Atom-Aktionsbündnis die mangelnde Teilnahme der Sachsen-Anhaltiner. »Wir müssten eigentlich 100.000 Leute hier sein«, sagte sie, »denn wenn irgendwo etwas passiert in Deutschland, liegen wir mittendrin. Die normale Bevölkerung muss begreifen, dass die Gefahr vor ihrer Haustür lauert.«

Ganz konkret warnte Dorothea Frederking, Sprecherin des Sonderfonds Morsleben, die Anwesenden vor den Gefahren der 37.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiven Mülls, die im ehemaligen Kalibergwerk Morsleben eingelagert sind. Zwar gelte für das Bergwerk seit 1998 ein Einlagerungsstopp. Das Bundesamt für Strahlenschutz plane nun aber, das Lager endgültig zu verschließen. Die Initiative bezweifelt, dass die geologischen Gegebenheiten eine sichere Endlagerung des Mülls erlauben. Insbesondere befürchtet sie, dass mit dem endgültigen Verschluss des Endlagers ein juristischer Präzedenzfall geschaffen wird, der die künftigen Anforderungen für die Einlagerung von Müll absenken könnte. Frederking rief die Demonstrationsteilnehmer dazu auf, in den eigens eingerichteten Sonderfonds Morsleben zu spenden. Mit dem Geld sollen in dem für Oktober geplanten Erörterungsverfahren die Kosten für eine unabhängige wissenschaftliche und juristische Beratung sowie mögliche Klagen finanziert werden.

Undine Kurth, Landesvorsitzende des BUND und Mitglied der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen, rief die Bundesregierung dazu auf, die Verlängerungsgesetze für die deutschen Atomkraftwerke zurückzunehmen und zu beweisen, dass sie nicht Konzerninteressen dem Wohl der Gesellschaft vorziehe. »Wir wussten schon vor der Ethikkommission, dass die Kernkraft unethisch ist«, betonte sie. »Die katastrophalen Folgen eines SuperGAUs in Deutschland sind nicht tragbar.« Auch Jens Lattke, Geschäftsführer des Lothar Kreyssig-Ökumene-Zentrums der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland, hält den Weiterbetrieb der deutschen Atomkraftwerke für unverantwortlich. »Wir haben eine Verantwortung gegenüber der Welt und der Schöpfung«, sagte er auf der Kundgebung. »Verantwortung hat mit Beherrschbarkeit zu tun. Die Technik von Atomkraftwerken ist aber unkalkulierbar.«

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