Afghanistan: Wilde Sprüche und mehr Waffen

Neue Anschläge in Herat / CDU-Mann fordert Vergeltung / Auch Russland verdient am Krieg

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
Bei weiteren Anschlägen im Westen und Süden Afghanistans sind am Montag mindestens fünf ausländische Soldaten getötet worden. Trotzdem beharrt die westliche Allianz auf dem »Krieg gegen den Terror« und drillt Kabuls Armee für diese Aufgabe.

Ein Selbstmordattentäter hat sich in der Stadt Herat am Tor eines italienischen Militärcamps in die Luft gesprengt. Eine zweite Explosion ereignete sich im Stadtzentrum. Es waren Schüsse zu hören. 24 Menschen seien durch die Anschläge verletzt worden, drei von ihnen befinden sich laut ISAF in Lebensgefahr. In einer nicht näher bezeichneten südlichen Region erschoss ein Mann in afghanischer Uniform einen NATO-Dienstleister.

Italiens Premier Silvio Berlusconi sprach den Soldaten seines Landes Mut zu. Er versicherte, dass man auf eine Verhandlungslösung dränge, um die italienischen Soldaten so rasch wie möglich aus Afghanistan abzuziehen.

Unterdessen teilte der afghanische NDS-Geheimdienst Ermittlungsergebnisse zum Anschlag in dem Gouverneurspalast im nordafghanischen Talokan mit, bei dem am Samstag unter anderen der nordafghanische Polizeichef General Mohammed Daoud Daoud sowie zwei deutsche Soldaten ums Leben gekommen sind. Verletzt wurde der Chef des ISAF-Kommandos Nord, Bundeswehr-General Markus Kneip.

Entgegen bisherigen Meldungen soll es sich nicht um einen Selbstmord-Anschlag von Männer in afghanischer Polizeiuniform gehandelt haben. Die Bombe, so versichern die Geheimdienstler nun in der Hoffnung, wachsendes Misstrauen zwischen den Partnern zu mindern, sei ferngezündet worden.

Der Anschlag mache ihm »große Sorgen«, sagte Außenminister Guido Westerwelle (FDP). Er zeige aber auch, dass bis zur Übergabe der Verantwortung für die Sicherheit an die Afghanen noch »sehr viel Arbeit« notwendig sei. Mit wilden Sprüchen meldete sich der Verteidigungsexperte der Union Reinhard Beck (CDU). Er sprach von einer »Eskalation der Ereignisse im Regionalkommando Nord«. Der Anschlag könne »nicht ohne Folgen bleiben«. Beck forderte einen »entsprechenden Gegenschlag« gegen die Taliban in dieser Provinz. FDP-Kollegin Elke Hoff prognostizierte: »Die Brutalität wird in den nächsten Monaten noch zunehmen.« Auch Hoff forderte stärkere Kontrollen der afghanischen Sicherheitskräfte.

Keine Bewertung durch Politiker der deutschen Regierungsparteien fand die Tötung von zwölf Kindern und zwei Müttern in der Nacht zum Sonntag im südlichen Bezirk Nawsad. Nachdem vom afghanischen Präsidenten Hamid Karsai wegen der abermaligen Tötung unschuldiger Zivilisten eine »letzte Warnung« an die ISAF erging, erklärte deren Kommandeur im Südwesten, US-Generalmajor John Toolan: »Ich entschuldige mich von ganzem Herzen bei den Familien und Freunden der Getöteten.«

Unterdessen läuft neben der Militärausbildung ein gigantisches Aufrüstungsprogramm. Die US-Luftwaffe kauft für die afghanische Armee von Russland 21 Mi-17-Transporthubschrauber. Die staatliche Rüstungsfirma Rosoboronexport stellt auch den Service sowie Ersatzteile. Kostenpunkt: 375 Millionen US-Dollar. Beschafft werden zudem 32 Kampfhelikopter und 26 Kampfflugzeuge für Kabuls Luftwaffe. Das Heer erhält 490 gepanzerte Fahrzeuge im Wert von 600 Millionen US-Dollar.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.