Null Verantwortung

Kommentar von Haidy Damm

  • Lesedauer: 1 Min.

Während in Athen und anderen griechischen Städten die Proteste gegen die Sparpläne und die geforderten Privatisierungen von Staatsunternehmen andauern, »erwartet« der deutsche Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble von der Privatwirtschaft, sich an neuen Finanzpaketen für das krisengeschüttelte Land zu beteiligen. Schließlich hätten auch sie »eine Verantwortung fürs Ganze«. Bei den Demonstranten auf dem Syntagmaplatz wird diese Forderung sicher auf ebenso wenig Begeisterung stoßen wie bereits der Vorschlag, das deutsche Modell »Treuhandanstalt« zu exportieren. Griechenland steht vor dem Ausverkauf. Die »Troika« aus Internationalem Währungsfonds, Europäischer Zentralbank und Europäischer Union will die neoliberale Umstrukturierung voranbringen. Verkauft wird alles, was Gewinn bringt – privaten Gewinn. Dagegen wurden die Schuldenpapiere Griechenlands bereits überwiegend umgeschichtet – zu Lasten der öffentlichen Hand. Damit stehen nicht mehr die privaten Gläubiger, also die Banken, in der Verantwortung, sondern letztlich die Steuerzahler. Gewinne werden weiterhin privatisiert, Verluste sozialisiert. Da könnte es fortschrittlich daherkommen, dass Schäuble an die Verantwortung der Unternehmen appelliert. Ist es aber nicht, denn damit verschleiert der Finanzminister bewusst, dass die privaten Gläubiger sich in den vergangenen Wochen bereits mit Hilfe der »Troika« aus eben dieser Verantwortung gezogen haben.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.