Kinder wissen am besten, was ihnen Spaß macht
TEST FÜR SPIELE: Im Internetportal »Anton spielt« können die »Kleinen« selbst bewerten und Tipps geben
ND: Ihr Prinzip lautet: Tester aus der Zielgruppe. Wie sehr haben Sie die Kinder in die Entwicklungsarbeit einbezogen?
Seiler: Kinder probieren Brettspiele aus und schreiben darüber Beiträge. Auch der Aufbau des Webportals beruht auf Vorschlägen, die Kinder gemacht haben. Zu Beginn dieses Jahres habe ich mehrere Familien zu einem Workshop eingeladen, insgesamt 25 Jugendliche und Eltern. Gemeinsam wurde überlegt: Welche Spiele finden wir spannend, und wie soll eine Internetseite aussehen, auf der sich Kinder gut zurechtfinden.
Das sieht man im Portal »Anton spielt«. Es verzichtet auf Schnickschnack, ist angenehm klar.
Das war uns wichtig. Eine Menüführung, die deutlich macht, wo bin ich gerade, und wie komme ich zurück, wenn ich mich mal verklickt habe.
Sind Kinder kompetenter als Erwachsene, um Spiele zu beurteilen?
Kinder wissen ganz genau, was sie an Spielen interessiert. Und sie können das in knappen Sätzen auf den Punkt bringen. Entsprechend verfassen die Kinder selbst alle Beiträge, in denen die getesteten Spiele auf unserem Webportal vorgestellt werden. Das sind O-Töne, wir korrigieren bloß Satzbau- und Rechtschreibfehler.
Heute sind doch eher Computerspiele angesagt. Ihr Portal konzentriert sich auf Brettspiele. Was ist der Grund dafür?
Trotzdem bleiben die Brettspiele weiterhin sehr beliebt, und ihre Bedeutung innerhalb der Familien ist nach wie vor hoch. Deswegen glaube ich nicht, dass E-Games die Brettspiele verdrängen werden.
Haben die Kinder nicht auch mal ein PC-Spiel für einen Test vorgeschlagen?
Nein. Und eine Erweiterung in diese Richtung ist nicht geplant.
Sie testen Spiele wie »Deutschland-Wissen«, »Schlag den Raab«, dazu das bekannte »Monopoly« ...
Angestrebt wird ein Mix aus Klassikern und Neuerscheinungen.
Gibt es Brettspiele, die für Ihr Portal nicht infrage kommen?
Nein, solange ein Spiel in eine unsere Altersstufenkategorien ab 5 Jahren passt.
Wie kommt ein Kind, das ein Spiel getestet und besprochen sehen möchte, mit Ihnen in Kontakt?
Sie können eine E-Mail schicken oder den Online-Fragebogen auf der Internetseite ausfüllen.
Haben Sie ein Lieblingsspiel?
»Carcassonne«. Die Spieler bilden aus Einzelkarten eine Landkarte. Mit Figuren können Städte, Straßen und Wiesen besetzt und Punkte gesammelt werden.
Wie finanzieren Sie Ihr Portal?
Wir werden gefördert vom Projekt »Ein Netz für Kinder«, das unter anderem vom Bundesfamilienministerium getragen wird.
Gibt es bald den »Anton« als Preis für das Spiel des Jahres?
Das wäre jetzt in der Startphase wohl doch etwas hoch gegriffen.
Gespräch: René Gralla
Infos im Netz: www.antonspielt.de
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