- Politik
- Brüsseler Spitzen
Empörung und Engagement
Vielerorts in Europa, im arabischen und nordafrikanischen Raum gehen derzeit Hunderttausende auf die Straße und empören sich mit Recht über mangelnde Demokratie, Sozialkürzungen, unter Lebensniveau bezahlte Arbeit sowie über die unmenschliche Behandlung von Flüchtlingen, die in ihrer afrikanischen Heimat keine Erwerbsgrundlage finden. Dagegen empören sich nicht nur die Menschen in der sogenannten Dritten Welt, sondern auch europäische Bürgerinnen und Bürger, denen die Umsetzung der neoliberalen Wirtschaftspolitik durch ihre eigenen Regierungen und durch die EU zuwider ist. Sie engagieren sich mit friedlichem Protest gegen diese Politik.
Der französische Publizist Stéphane Hessel forderte in seinem inzwischen in zahlreichen Ländern veröffentlichten Büchlein: »Empört euch! Leistet Widerstand!« Der Verein »Europäisches Bürgernetzwerk – Union solidarischer Völker« nahm die Gedanken seines Mitbegründers auf und stellte ein neues Portal unter dem Namen des Hessel-Buches ins Internet. Auf den Seiten des Portals »Empört euch!« werden jedoch nicht nur kritikwürdige Erscheinungen im politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben per Text, Ton und Bild aufgelistet. Es werden zudem unter dem Titel »Engagiert euch!« Aktivitäten einzelner Bürger, aber auch von Vereinen und Bürgerbewegungen, die allesamt die Zivilgesellschaft prägen, gegen die zuvor benannten Zustände dokumentiert. Die entsprechenden Informationen werden von unseren Mitgliedern gesammelt und auf der jeweiligen Webseite zur Verfügung gestellt. Das Portal lebt aber auch von jenen Informationen, die dem Verein von politisch und wirtschaftlich unabhängigen Medien dankenswerterweise überlassen werden.
Der Protest der Zivilgesellschaft richtet sich zunehmend gegen die skrupellose Herrschaft des Finanzkapital, das ohne Rücksicht auf moralische Werte und Lebensbedingungen der Menschen agiert. Viele demokratische Aufstände und Revolutionen endeten aber in einer Sackgasse, weil es an Strategien zur Gestaltung von Alternativen fehlte. Stéphane Hessel folgerte »Widerstand leisten heißt Neues schaffen.« – Diese Forderung animierte die »Union solidarischer Völker«, Alternativen zur gegenwärtigen Gesellschaft zu suchen und in einen breiten öffentlichen Diskurs zu stellen. Dafür sind insbesondere auf dem Internetportal Strukturen entstanden, die die Debatte von Alternativen in den vielfältigen Bereichen der lokalen, regionalen, nationalen, europäischen und internationalen Gesellschaften ermöglicht; eine Reihe von realistischen Vorstellungen und Visionen zu gesellschaftlichen Änderungen haben die Vereinsmitglieder und interessierte Bürger bereits zusammengetragen. Aufgelistet werden auch Begriffserklärungen und bereits veröffentlichte Literatur, in der auf »Alternativen« verwiesen wird.
Diese dritte Webseite des Portals, die wie alle anderen in drei Sprachen erscheint, wird bereits von Persönlichkeiten aus Kunst und Politik, darunter der Liedermacher Konstantin Wecker, der Theologe und Publizist Friedrich Schorlemmer und die Schriftstellerin Daniela Dahn, unterstützt. Die Seite ist jedoch noch lange nicht komplett und bedarf der Ergänzung und Vervollkommnung. Geplant ist, auf der Webseite aufbauend, gegen Ende des Jahres überzeugende Vorstellungen für alternative Gesellschaftsmodelle in einer Anthologie zusammenzufassen und in vier Sprachen herauszugeben. Gerade vor diesem Hintergrund freuen sich der Verein »Union solidarischer Völker« und die Redaktion der dazugehörigen Webseite auf jeden neuen Mitstreiter, der hilft, Quantität und Qualität der Informationen zu verbessern und gesellschaftliche Alternativen zu entwickeln.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!