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Ausweitung der Kämpfe führt zu Repression

Hohe Geldstrafen gefährden Existenz der spanischen Basisgewerkschaft SAT

  • Jörn Hagenloch
  • Lesedauer: 3 Min.
Die andalusische Basisgewerkschaft SAT nutzt zivilen Ungehorsam als Mittel der Auseinandersetzung – und wird nun mit einer Welle von Gerichtsverfahren überzogen.

Wenn es sein muss, besetzen sie Bahnhöfe, Flughäfen oder Bankgebäude. Oder zwingen Spaniens Rad-Klassiker »Vuelta« zu einer kurzfristigen Änderung der Route, um der Blockade durch die SAT auszuweichen. »Wir nutzen Methoden der direkten Aktion und des zivilen Ungehorsams, um auf drängende soziale Probleme aufmerksam zu machen«, sagt Miguel Sanz Alcántara, Aktivist der SAT aus Sevilla.

Vor vier Jahren entstand die »Gewerkschaft andalusischer Arbeiterinnen und Arbeiter« (SAT) durch den Zusammenschluss der »Gewerkschaft der Landarbeiter« (SOC) mit weiteren Basisgewerkschaften. Anders als in Deutschland vereinen in Spanien die Gewerkschaften unterschiedlichste Branchen. So zählen zu den 10 000 Mitgliedern neben besitzlosen Landarbeitern auch Universitätsprofessoren, Krankenschwestern, Bauarbeiter und Hotelangestellte.

Andalusien ist bis heute die ärmste Region in Spanien, mit einer Arbeitslosigkeit von offiziell 30 Prozent. Sanz spricht sogar von 40 Prozent: »Wenn es Arbeit gibt, dann im Dienstleistungssektor, vor allem im Tourismus, oder in der Landwirtschaft. Das Land gehört bis heute zu großen Teilen der alten Aristokratie, die es sich oft illegal angeeignet hat.« Die Anbauflächen werden von ihren Besitzern oft nicht genutzt, so dass die SAT das brachliegende Land besetzt. »Es sind reine Spekulationsobjekte, für die auch noch EU-Subventionen kassiert werden. Wir wollten, dass dieses Land in öffentlichen Besitz übergeht und den besitzlosen Landarbeitern als Anbaufläche zur Verfügung gestellt wird«, sagt Sanz.

Seit den 70er Jahren hat die Vorgängergewerkschaft SOC mit den verschiedenen Formen der direkten Aktion immer wieder Erfolge erzielt. Sei es, dass Privatgrundstücke tatsächlich enteignet werden konnten und darauf günstige Mietwohnungen für Arbeiter entstanden oder dass sie durch spontane Arbeitsniederlegungen verbesserte Arbeitsbedingungen durchsetzte. In dieser Tradition entschlossen sich die Gewerkschaftsmitglieder 2008, nach dem Ausbruch der Finanzkrise, mit direkten Aktionen auch weitergehende politische Forderungen zu stellen. In der Folge wurden Autobahnen und Bahnhöfe blockiert, Züge an der Weiterfahrt gehindert. Miguel Sanz sieht sich heute mit der aktuellen Erfahrung der landesweiten Protestbewegung M-15 bestätigt: »Wir waren vor drei Jahren die ersten, die als Gewerkschaft eine Mobilisierung zu allgemeinen politischen und sozialen Themen auf die Beine gestellt haben. Aber wir haben viel Repressionen erfahren.« Bis heute gab es 400 Verurteilungen mit insgesamt 330 000 Euro Strafe. Die Urteile beruhen auf Falschaussagen der Polizisten, so Sanz: »Sie zeigen uns an, weil wir sie angeblich tätlich angegriffen hätten, obwohl unser Protest friedlich ist. Es gibt viele unter uns, die zu sehr hohen Geldstrafen verurteilt wurden.«

Doch woher das Geld für die Strafzahlungen kommen soll, ist nicht klar. Miguel Sanz: »Das ist eine gute Frage. Wir wollen als Gewerkschaft weiter wachsen und dadurch auch mehr Mitgliedsbeiträge einnehmen. Außerdem haben wir jetzt eine internationale Kampagne gestartet, um Solidarität-Mitgliedschaften für zehn Euro im Monat zu gewinnen. Das geht über unsere Website, aber ich habe die Beitrittserklärungen auch dabei.« Miguel Sanz wird auf einer Infotour über die Arbeit der SAT, die Strafverfahren und die aktuellen Entwicklungen der spanischen Protestbewegung M-15 berichten.

Berlin:, 23.06., 19 Uhr, FAU Lokal, Lottumstr. 11; Poznán/Polen: 25.06., 19 Uhr, ROZBRAT, ul. Pulaskiego 2; Hamburg: 27.06., 19 Uhr, Centro Sociale, Sternstr. 2, Köln: 28.06, 19 Uhr, Naturfreundehaus, Kapellenstr. 9a

www.sindicatoandaluz.org

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