Schöne Fliegen, böse Fliegen
GARTENTIERE: Gelbe Tafeln mindern den Befall von Süßkirschen
Fliegen können sehr schön sein. Man denke nur an die blütenbesuchenden schwarz-gelben Schwebfliegen. Eigentlich sind ja auch Schmeißfliegen sehr hübsch, in deren Namen die sprachlich-feinsinnigen Zoologen ein eigentlich überflüssiges »m« belassen haben ... Und natürlich die Goldwespen.
Weniger Beachtung finden trotz ihres aparten, zickzackigen Flügelmuster die Bohrfliegen. Sie versenken mit einem Bohrer, eigentlich eher ein Stechinstrument, ihre Eier in pflanzliches Gewebe, in dem dann die Larven minieren. Da ist zunächst die Spargelfliege zu nennen, die etwa die Größe der Stubenfliege hat.
Vor allem durch ihre Maden besser bekannt sind die allenfalls 4,5 Millimeter langen Kirschfruchtfliegen (Foto: U. Sedlag), die dank ihres sich vom schwarzen Körper abhebenden kleinen gelben Rückenschildchens unverwechselbar sind. Für mich als Vegetarier sind die madigen Kirschen selbstverständlich ungenießbar. Aber so denken ja wohl auch viele Fleischesser.
Den Befall vermindern kann man durch das Anbringen gelber Leimtafeln. Sehr viele Insekten werden durch die gelbe Farbe angelockt. Bei den Kirschfliegen kommt hinzu, dass sie die Früchte vor der Reife befallen, wenn sie im Übergang von grün zu rot gelb sind.
Sauerkirschen werden je nach Sorte von den Fliegen weitgehend gemieden, teilweise werden sie zwar belegt, aber die Maden entwickeln sich nicht. Dagegen sind sie dazu in Heckenkirschen und Schneebeeren in der Lage. Ein Schneebeerenbefall ist aber wohl eine große Ausnahme; an meiner Hecke habe ich vergeblich danach Ausschau gehalten. Das Auf und Ab im Kirschfruchtfliegenbefall ist dadurch zu erklären, dass die Tiere nur bedingt winterfest sind, und sich ihre durch anhaltende strenge Kälteperioden (oder auch Schlechtwetterperioden zur Zeit der Eiablage) stark dezimierten Populationen nur allmählich erholen. Das Wärmebedürfnis führt auch dazu, dass kühlere Gegenden und Lagen weniger unter der Kirschfruchtfliege leiden. Eine schlechte Nachricht ist es, dass sich gegenwärtig eine nordamerikanische Verwandte der heimischen Art in Mitteleuropa ausbreitet und auch Sauerkirschen und späte Süßkirschenarten befällt.
Wenn ich an Kirschfruchtfliegen denke, drängt sich mir eine Erinnerung auf: Anfang der 60er Jahre erschienen in Dresden einmal Bauarbeiter im Institut, die ihren am Abend glatt gestrichenen Putz am Morgen wiederholt zerwühlt sahen. Wir fanden in einer Probe Fliegenmaden und konnten ermitteln, dass die armen Tiere massenhaft aus einer Großbäckerei geflüchtet waren, um dem Kuchentod zu entgehen, und sich im Mörtel statt wie üblich im Boden zu verpuppen. Für beinlose, nur sechs Millimeter lange Larven eine beachtliche Marsch- und Wühlleistung!
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