Ist weniger mehr?

Die EU ringt um eine neue Strategie zur effektiven Ressourcennutzung

  • Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 2 Min.
Rund 60 Milliarden Tonnen nichterneuerbarer Rohstoffe verbraucht die Menschheit heute neben den fossilen Energieträgern alljährlich, 50 Prozent mehr als noch vor 30 Jahren. Ohne Recycling und höhere Materialeffizienz ist da bald Schluss. Die EU arbeitet deshalb an einer Initiative mit dem Titel »Ressourcenschonendes Europa«. Bislang mit recht unverbindlichen Deklarationen.

Japan bekam als erstes Land deutlich zu spüren, dass es keine so gute Idee war, die kostspielige Gewinnung seltener Metalle für Elektronik und Elektrotechnik nach China abzuschieben. Nach einem Streit um Seegrenzen stoppte Peking die Belieferung seines Nachbarlandes mit Seltenerdmetallen. Die kommen mittlerweile zu 97 Prozent aus dem Reich der Mitte. Auch bei einem anderen strategischen Rohstoff, dem für Flachbildschirme, einige Leuchtdioden (LED) und Solarzellen unentbehrlichen Indium, stieg China zum Weltmarktführer auf. Kamen im Jahr 1994 noch ganze 10 Tonnen des Schwermetalls aus China, waren es 2008 bereits 330, 60 Prozent der Weltproduktion. Zwar gibt es von all diesen Rohstoffen auch Vorkommen in Europa, Amerika und Australien, doch wegen der Kosten für die Einhaltung der Umweltstandards fanden die Bergbauunternehmen den Abbau dort immer seltener attraktiv.

Angesichts dieser Probleme setzt inzwischen nicht nur Japan auf sparsameren Verbrauch von Rohstoffen und verstärktes Recycling. Auch die EU hat sich mit der Leitinitiative »Ressourcenschonendes Europa« des Problems angenommen. Am Donnerstag will der Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie des Europäischen Parlaments einen Bericht zur Rohstoffstrategie verabschieden. Der Entwurf dazu scheint allerdings bei metallurgischen Unternehmen nicht auf ungeteilten Beifall zu stoßen. Bei einem vom Nachrichtenportal EurActiv veranstalteten Pressegespräch jedenfalls bemängelte Peter Willbrandt, stellvertretender Vorsitzender der Industrieinitiative »Metalle pro Klima« und Vorstand beim drittgrößten Kupferproduzenten der Welt, die im Bericht gelobte Idee, eine jährliche Verbesserung der Ressourceneffizienz um drei Prozent vorzugeben. Bei solch starren Vorgaben komme es zu Zielkonflikten, meint Willbrandt. So sparten dünnere Kupferdrähte in den Magnetspulen von Elektromotoren zwar Material, doch wegen des höheren Widerstands verbrauchten diese dann mehr Strom. Im übrigen werde in der EU bei Kupfer beispielsweise heute bereits ein Drittel durch Recycling gedeckt. Bei kritischen Metallen wie etwa Indium oder Tantal sieht das wegen der sehr geringen Konzentration im Schrott weit schlechter aus.

Zielkonflikte zwischen Ressourceneinsparung und Klimaschutz räumte auch Mathias Koller vom Umweltbundesamt ein. Er wünschte sich bessere wissenschaftliche Instrumente, um solche Konflikte vorab zu identifizieren. Allerdings komme eine Untersuchung des Bundeswirtschaftsministeriums zu dem Ergebnis, dass vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen ein Potenzial zur Ressourcenersparnis von rund 20 Prozent bestehe. Überdies habe die jüngere Geschichte gezeigt, dass unsere Wirtschaft heute vor allem in jenen Bereichen besonders wettbewerbsfähig sei, wo es in der Vergangenheit anspruchsvolle Vorgaben bei Effizienz und Umweltverträglichkeit gegeben habe.

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