Noch nicht im Angststadium
Die 16-jährige Australierin Caitlin Foord soll Brasiliens Marta stoppen
Ein Merkmal dieser Fußball-Weltmeisterschaft ist die Dominanz der Jugend. Keine Mannschaft ist im Schnitt älter als 27 Jahre. Und die vielen Spielerinnen unter 21 versauern keineswegs auf der Ersatzbank. Beindruckend, wie schon in den ersten Spielen etwa die 20-jährige Alexandra Popp dem deutschen Spiel nach ihrer Einwechslung einen Energieschub gab oder die 18-jährige Mana Iwabuchi dem japanischen.
Caitlin Foord ist erst 16 und der australische Trainer Tom Sermanni wird sie heute im Auftaktspiel gegen Favorit Brasilien sogar von Beginn an aufstellen. »Ich hoffe, ich darf 90 Minuten ran«, wischt Foord gleich mal selbstbewusst alle Zweifel weg, eine so junge Spielerin könne in dieser Hitze das Tempo nicht halten. »Ich bin fit, keine Frage!«
Dabei wird Foord eine Menge laufen müssen, denn etwas überraschend wird sie von ihrem Trainer in der Abwehrreihe der Australierinnen eingesetzt – und damit gegen Brasiliens Abonnement-Weltfußballerin Marta. Hinzu kommt, dass Caitlin Foord noch nie vor so einer großen Kulisse gespielt hat, wie sie heute in Mönchengladbach erwartet wird. »Ich freue mich darauf, auch wenn ich das gar nicht gewohnt bin. Die meisten Zuschauer hatte ich bei unserem großen Pokalfinale in Sydney. Da waren 3000 Leute da, und das ist schon viel für ein Fußballspiel von Frauen in Australien«, sagt Foord.
Die Australierinnen sind durchaus nicht mehr das Kanonenfutter für die Großen. Spätestens seit dem Titel bei den Asienmeisterschaften gelten sie als spielerisch stark verbessert und gefährlich. In der direkten Vorbereitung auf das Turnier in Deutschland schlugen die »Matildas« Mexiko mit 3:2 und danach die Engländerinnen mit 2:0.
»Das gute an 16-Jährigen ist, dass sie vor so einem Spiel oder vor solchen Gegnerinnen keine Angst haben«, erklärt Trainer Sermanni, warum er ausgerechnet die jüngste Spielerin in seinem Kader aufs Feld schickt. »An diesem Punkt ist Caitlin noch nicht angekommen. Ich bin mir nicht mal sicher, ob sie weiß, wer Marta überhaupt ist.«
Foord kennt Marta nur zu gut: »Sie ist eine unglaubliche Spielerin, aber ich denke: Alle, die bei uns hinten in der Abwehr stehen, können sie in den Griff bekommen.« Also keinerlei Grund, die hoch gesteckten Ziele wieder herunterzuschrauben. »Zunächst mal soll heute möglichst keine an mir vorbei kommen. Dann würde ich gern noch ein oder zwei Tore vorbereiten, und vielleicht kann ich ja sogar selbst eins schießen«, sagt die junge Frau aus Sydney.
Das Küken des australischen Teams hat das durchaus drauf, denn eigentlich ist sie Stürmerin. Doch auf Positionsdenken oder Hierarchien wird im australischen Team gänzlich verzichtet. Im abschließenden Trainingsspiel traten gestern auf einem kleinen Trainingsplatz in Düsseldorf nicht etwa wie beim DFB eine A-Elf gegen die B-Mannschaft an, sondern Alt gegen Jung – vielmehr das Team »Madonna« gegen das Team »Justin Bieber«. Für letzteres schoss Caitlin Foord in nur 20 Minuten schnell mal drei Tore. Wer weiß, vielleicht muss zur Abwechslung heute mal Marta Defensivarbeit verrichten.
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