Macht der Bachelor die Seele krank?
Die Techniker-Krankenkasse schlug vor kurzem Alarm: Studierende würden immer häufiger unter psychischen Problemen leiden, hieß es Anfang Juli bei der Vorstellung des »Gesundheitsreports 2011«, bei dem die Daten von insgesamt 3,5 Millionen Versicherten ausgewertet wurden. Seit 2006 sei die Verschreibung von Psychopharmaka um 25 Prozent gestiegen. Mittlerweile nähmen fünf Prozent der Studentinnen und drei Prozent ihrer männlichen Kommilitonen Medikamente gegen Depression und nach Angaben des Deutschen Studentenwerks (DSW) suchen Studenten seit Einführung der Studiengänge Bachelor und Master vermehrt Rat bei den Psychologen des DSW. Dennoch, so heißt es beim DSW, könne daraus nicht geschlossen werden, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen der Umstellung des Studiensystems und der psychischen Belastung der Hochschüler gebe, denn es sei allgemein so, dass die Bereitschaft in der Gesellschaft gestiegen sei, bei Problemen die Hilfe von Psychotherapeuten in Anspruch zu nehmen.
Macht der Bachelor psychisch krank oder ist der Gang zum »Seelenklempner« eine Modeerscheinung? Die Wahrheit dürfte irgendwo dazwischen liegen. Es stimmt schon: Der Arbeitsdruck durch verkürzte Studienzeiten, überfrachtete Lehrpläne und gesellschaftliche Erwartungshaltung hat durch den Bologna-Prozess und der damit verbundenen Umstellung des Studiensystems auf Bachelor- und Masterabschlüsse zugenommen. Viele Studenten setzen sich selbst derart unter Druck, dass ihr Seelenfrieden Schaden nimmt. Doch weisen andere Zahlen der Techniker-Krankenkasse auch darauf hin, dass für Studierende immer noch weniger Medikamente verschrieben werden als bei den gleichaltrigen Erwerbstätigen. Der Gang zur psychologischen Beratungsstelle an der Universität kann durchaus eine präventive, die psychische Gesundheit rettende Wirkung haben.
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