Attentäter plante weitere Angriffe
Zweites Verhör durch Osloer Polizei / Keine Vermissten mehr
Oslo (AFP/ND). Der geständige Attentäter von Oslo, Anders Behring Breivik, hatte nach Angaben seines Anwalts noch weitere Anschläge geplant. Behring Breivik habe für den Tag der Anschläge »mehrere Projekte unterschiedlicher Größe« gehabt, sagte Geir Lippestad der norwegischen Zeitung »Aftenposten« vom Freitag. Der 32-Jährige wurde erneut von der Polizei vernommen, während die ersten seiner Opfer beerdigt wurden.
Am Tag der Anschläge seien die »Dinge« anders gelaufen als von Breivik geplant, sagte Anwalt Lippestad. Nähere Angaben machte er nicht. Ein Polizeisprecher sagte, es sei im Zuge der Ermittlungen rund ein Dutzend Orte untersucht worden, ohne dass dort eine Gefährdung entdeckt wurde.
Breivik wurde am Freitagvormittag in einem Konvoi gepanzerter Fahrzeuge aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Ila ins Hauptquartier der Osloer Polizei gebracht, um dort zum zweiten Mal vernommen zu werden. Nach Angaben von Staatsanwalt Paal-Fredrik Hjort Kraby sollten die Aufzeichnungen des ersten Verhörs, mehr als 50 Seiten Text, noch einmal durchgegangen werden. »Er muss sagen, ob er bei dem bleibt, was er gesagt hat«, erläuterte Hjort Kraby. »Es wird keine Konfrontation geben.«
Mit neuen Ermittlungsergebnissen solle Breivik beim nächsten Verhör in der kommenden Woche konfrontiert werden. Zunächst hatte es geheißen, Breivik sollte bereits am Freitag zu Ermittlungsergebnissen der vergangenen Tage befragt werden.
Ein Gericht in Oslo benannte zwei Psychiater, die ein Gutachten über Breivik anfertigen sollen. Die Psychiater sollten ihre Arbeit in einer Woche aufnehmen und bis Ende Oktober abgeschlossen haben, sagte der Staatsanwalt. Erst dann werde feststehen, ob Breivik für seine Taten vor Gericht verantwortlich gemacht werden könne.
Breivik hat gestanden, am Freitag voriger Woche im Osloer Regierungsviertel eine Bombe gezündet und danach auf Teilnehmer eines Jugendlagers der regierenden Arbeiterpartei auf der Insel Utøya geschossen zu haben. Bei beiden Angriffen kamen laut Behörden 76 Menschen ums Leben. Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden inzwischen alle Opfer identifiziert.
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