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Kampagne gegen Fesselung in Altenheimen

Bayerns Justizministerin drängt auf Alternativen

  • Lesedauer: 2 Min.

München (dpa/ND). Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) startet eine Kampagne gegen die Fixierung von hunderttausenden alter Menschen in Deutschlands Pflegeheimen. Die Zahl der bundesweit genehmigten Fixierungen – in der Praxis oft eine Fesselung an Bett oder Rollstuhl – hat sich im vergangenen Jahrzehnt fast verdoppelt, wie Merk am Freitag in München berichtete. Im Jahr 2000 waren es bundesweit 52 000 Fälle, 2010 bereits 98 000.

»Das ist eine hohe, zu hohe Zahl«, sagte Merk. Sie macht sich für den »Werdenfelser Weg« stark – eine Initiative aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen, die dort eine Verringerung der gerichtlich genehmigten Fixierungen um mehr als zwei Drittel erreicht hat.

Erfinder des »Werdenfelser Wegs« sind der Garmischer Amtsrichter Sebastian Kirsch und ein Beamter des Landratsamts, Josef Wassermann. Die Grundidee besteht darin, dass alle Beteiligten – Justiz, örtliche Behörden, Pflegeheim und Familien – sich zusammensetzen und überlegen, ob es eine Alternative zur Fixierung gibt. Anstelle der Gurte reichen oft ein niedrigeres Bett oder eine dicke Matte vor dem Bett.

Sinn der Fixierung ist der Schutz vor gefährlichen Stürzen – angeordnet wird sie in der Regel bei gebrechlichen und geistig verwirrten Heimbewohnern. Nach Schätzungen müssten täglich 400 000 Menschen in Deutschland eine Fixierung hinnehmen, sagte Kirsch. In der Realität hat die als Schutz gemeinte Fixierung nach Angaben der beiden Beamten oft genau den gegenteiligen Effekt: Die Folgen seien Wundliegen, Muskelabbau, Inkontinenz, Herz-Kreislauf-Probleme, seelische Erkrankungen – bis hin zu Fällen, in denen sich die alten Menschen bei einem qualvollem Todeskampf im Bett selbst strangulieren, sagte Kirsch.

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