Taktikschule, Zeitreise und Arbeiterkicker

Neue interessante Sportbücher für das Reisegepäck in der Sommerpause

  • Volker Stahl
  • Lesedauer: 3 Min.
Ob im Urlaub auf den Balearen oder auf Balkonien – die Wartezeit auf den Anpfiff zur 49. Saison der Fußball-Bundesliga lässt sich am besten mit einem guten Sportbuch vertreiben.

4-4-2, 4-5-1 oder 4-2-3-1? Über diese taktischen Aufstellungen zermartern sich Fußballtrainer heute den Kopf. 1878 spielte der FC Wrexham im walisischen Pokalfinale im 2-3-5-System gegen den noch offensiveren FC Ruabon Druids, der im 2-2-6 antrat. Wen Riegel, Rauten und das »magische Viereck« interessieren, findet in Großbritanniens »Fußballbuch des Jahres« reichlich Stoff – und kann danach erklären, warum Wrexham und Druids nur ein einziges Törchen zustande brachten.

Jonathan Wilson: Revolution auf dem Rasen. Eine Geschichte der Fußballtaktik. Verlag Die Werkstatt, 16,90 Euro

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Der langjährige Korrespondent der Süddeutschen Zeitung in Warschau hat eine Lücke der Fußballgeschichtsschreibung geschlossen und ein kenntnisreiches Werk über die politisch spannungsreiche Geschichte von Deutschland und Polen vorgelegt. Neben den Spätaussiedlern Klose und Podolski wird der vergessene Stürmerstar Ernst Willimowski besonders gewürdigt, der für beide Nationalmannschaften Tore erzielte.

Thomas Urban: Schwarze Adler, weiße Adler. Deutsche und polnische Fußballer im Räderwerk der Politik. Verlag Die Werkstatt, 14,90 Euro

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Zu einer Zeitreise durch die Geschichte des 1919 gegründeten VfB Lübeck lädt die erste Chronik (!) über den Klub ein – verfasst »aus Liebe« von einem Sozialversicherungsfachangestellten und einem Hoteldirektor. Neben Porträts, Zeitungsschnipseln, Tabellen und Interviews findet sich auch eine interessante Erkenntnis: Die ersten Vereinsfarben waren Braun-Weiß!

Thomas Nöllen/Guido Escholz: Eine Liebe in Grün-Weiß. Die Geschichte des VfB Lübeck. Bezug über die Geschäftsstelle des VfB Lübeck, 24,90 Euro

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Dass der Vorgängerverein des VfB Lübeck, der BSV Vorwärts, bis zu seinem Verbot 1933 dem Arbeiter- Turn- und Sportbund angehörte, weiß heute kaum jemand. In diesem Verband wurde der Hamburger Verein SC Lorbeer 1929 und 1931 Bundesmeister. Fast vergessen ist auch, dass es bis zur »Machtergreifung« der Nazis sogar eine Bundesauswahl deutscher Arbeitersportler gab. Die »andere Nati« besiegte beispielsweise 1931 in Wien bei der Arbeiterolympiade Ungarn durch fünf Seeler-Tore mit 9:0. Der Held war der Hafenarbeiter Erwin, Vater von »Uns Uwe«!

Rolf Frommhagen: Die andere Nationalmannschaft, Bundesauswahl der deutschen Arbeitersportler 1924-1932. Verlag Die Werkstatt, 29,90 Euro

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Wer sich für den »ideologischen Überbau« des Arbeitersports interessiert, dem sei die universitäre Studie des jungen Politologen Lars Geigers empfohlen: »Während der bürgerliche Sport ein Sport für die Massen (Zuschauer) war, mit Spitzenleistungen einiger Bewegungstalente, Sensation und Geschäft – sollte der Arbeitersport einen Sport der Massen mit steigender Breitenleistung darstellen.«

Lars Geiges: Fußball in der Arbeiter-, Turn- und Sportbewegung. Ein zum Scheitern verurteiltes Spiel? ibidem Verlag, 24,90 Euro

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Einen schweren Stand haben heute depressive Spitzensportler. Der Hamburger Autor Rainer Schäfer schildert den Fall von Andreas Biermann, dessen Abstieg 2010, im Jahr des Bundesliga-Aufstiegs seines FC St. Pauli, besiegelt wurde. »Seine Erkrankung ist kein Thema in diesem euphorisierten Team«, schreibt Schäfer in seiner einfühlsamen Studie über das »Ende einer Karriere im Profifußball«. Interesse an Biermanns lebensbedrohlicher Lage zeigten nur Trainer Holger Stanislawski und Stürmer Marius Ebbers.

Rainer Schäfer/Andreas Biermann: Rote Karte Depression. Gütersloher Verlagshaus, 14,99 Euro

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Eine optisch ansprechende und inhaltlich fundierte Geschichte der Olympischen Spiele 1936 hat der beb.ra Verlag aufgelegt. Schwerpunkt neben der Darstellung der Stätten und der Vorgeschichte ist der politische Kampf um die Nazi-Spiele: Vom »Ich« zum »Wir« – die Ideologisierung des Sports.

Armin Fuhrer: Hitlers Spiele. Olympia 1936 in Berlin. beb.ra Verlag, 24,95 Euro

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