Fang einen Plünderer!

NETZwelt: Randalierer am Pranger

  • Katja Eichholz
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Frage, wie man den Ausschreitungen in Großbritannien entgegnen soll, beschäftigt dieser Tage viele Menschen. Während die britische Regierung mit harter Hand und schnellen Gerichtsprozessen reagiert, sucht sich die Netzgemeinde kreative Wege, den Gewaltexzessen entgegenzutreten. Sie sammelt in Blogs verfügbare Bilder, mit dem Aufruf an die Leser, bei der Identifikation der abgebildeten Personen zu helfen, macht sich über die Plünderer lustig oder verabredet sich zum gemeinschaftlichen Großreinemachen nach den Krawallen.

So zum Beispiel der Blog »catchalooter« (Fang einen Plünderer): hier gibt es Bilder vermeintlicher Plünderungen zu sehen, und die Leser werden aufgefordert, bei der Identifikation der abgebildeten Personen behilflich zu sein. Den Bloggern ist klar, dass sie sich mit ihren Aktionen in einer an Selbstjustiz grenzenden Grauzone bewegen: sie reagieren auf Vorwürfe, wie der Urheber des catchalooter-Blogs. Er schreibt, dass viele der ihm von anderen zugesandten Aufnahmen alles mögliche bedeuten können. So ist der Blog zwar nach wie vor online, wird aber nicht weiter mit Bildern bestückt. Stattdessen verweist er auf ein offizielles Portal der britischen Polizei (Crimestoppers) zur Identifikation der Plünderer.

Einen anderen Weg gehen die Betreiber des Blogs Photoshlooter (Photoshopplünderer). Sie nehmen Bilder der Plünderungen und machen aus ihnen Fotomontagen, die sowohl lustig anzusehen sind, aber auch knapp an der Geschmacklosigkeit vorbeischrammen und so die Absurdität der Vorgänge in Großbritannien karikieren. Maskierte Menschen sind zu sehen, wie sie mit einem Teddy in der Hand aus dem Laden spazieren und sich über Konzerttickets des Teenie-Stars Justin Bieber freuen.

Wie wenig die Politik die Macht der Vernetzung zu handhaben weißt zeigt Großbritanniens Premierminister David Cameron, der in einer Rede indirekt den Randalierern mit einem Verbot der Nutzung sozialer Netzwerke wie Twitter drohte. Der Nachrichtendienst kam bei den Verabredungen der Randalierer ebenso zum Einsatz wie der Nachrichtendienst des in Großbritannien weit verbreiteten Smartphones BlackBerry. Dabei ignoriert Cameron jedoch die selbstregulierenden Kräfte der Netzgemeinde. Die verabredet sich nämlich nicht nur zum Randalieren, sondern über Twitter auch zum gemeinsamen Saubermachen.

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