2004: Eine kleine Erfrischung für Claude und Ahmet

45. Montreux Jazz Festival: Blick zurück in die Geschichte des Traditionsevents

  • Christoph Nitz
  • Lesedauer: 2 Min.
Das Montreux Jazz Festival verdankt seinen Aufstieg auch der Freundschaft zwischen Ahmet Ertegün - der 1947 Atlantic-Records gründete - und Festival-Impressario Claude Nobs. Zwei Jahre vor Ertegüns Tod erfrischten sich die beiden bei einem Bad im See. Der Plattenmogul feierte Erfolge mit Soul-Größen wie Ray Charles und Aretha Franklin und blieb zeitlebens auf der Suche nach neuen Talenten. 2004 konnte ein neuer Besucherrekord gemeldet werden - 220.000 Menschen frönten dem Musikgenuss vom 2. bis 17. Juli.
Ahmet Ertegün und Claude Nobs erfrischen sich im Genfer See. Festival-Impressario Nobs ist als hervorragender Gastgeber und Freund in der Musikszene bekannt. Von 1973 an leitete er die Geschäfte des WEA-Konzerns in der Schweiz, das "A" steht im Firmennamen für "Atlantic Records", die Ertegün 1947 gründete.

Das Foto stammt aus der opulenten Jubiläums-Edition "Live from Montreux - 40 years of Music from the Montreux Jazz Festival". Funky Claude - Claude Nobs hatte für dieses vierbändige Werk seine Schatzkammern geöffnet. Herausgegeben von Claude Nobs und Perry Richardson erschien es 2007 und ist weiter auf www.montreuxjazzshop.com als Sammler-Edition erhältlich.
Ahmet Ertegün und Claude Nobs erfrischen sich im Genfer See. Festival-Impressario Nobs ist als hervorragender Gastgeber und Freund in der Musikszene bekannt. Von 1973 an leitete er die Geschäfte des WEA-Konzerns in der Schweiz, das "A" steht im Firmennamen für "Atlantic Records", die Ertegün 1947 gründete. Das Foto stammt aus der opulenten Jubiläums-Edition "Live from Montreux - 40 years of Music from the Montreux Jazz Festival". Funky Claude - Claude Nobs hatte für dieses vierbändige Werk seine Schatzkammern geöffnet. Herausgegeben von Claude Nobs und Perry Richardson erschien es 2007 und ist weiter auf www.montreuxjazzshop.com als Sammler-Edition erhältlich.

Eine "markante Wiederkehr des Jazz" und "unvergessliche Momente" - so die Festivalleitung in ihrem Resümee - machten es möglich, dass ein neuer Besucherrekord gemeldet wurde: 220.000 Besucher - davon 100.000 Zuschauer in den kostenpflichtigen Sälen. Während im großen Auditorium Stravinski eher alt-bekannte Namen wie Dr. John, B.B. King, Solomon Burke, Cheap Trick oder Deep Purple auftraten konnte man in der kleineren Miles Davis Hall viele Neuentdeckungen sehen. Mark Ronson - noch vor seinem Karrierehöhepunkt mit dem Retro-Soul-Sound für Amy Winehouse - legte Platten auf, Joss Stone, PJ Harvey, Black Rebel Motor Cycledie Scissor Sisters sind nur einige der Acts, die nahezu alle Musikfelder mit Rock, Electro-Pop, Hip Hop, Reggae, Worldmusic, Soul R&B und noch manchem mehr zur Aufführung brachten.

Aus deutscher Sicht waren die Auftritte von Gentleman und Seeed aus Berlin bemerkenswert. Auch Alica Keys war von den Schweizer Bergen fasziniert und posierte hoch über dem Genfer See für ein Foto. Doch mit Status Quo, James Taylor, Phil Collins, Pat Metheny, Gianna Nannini, Van Morrision, Carlos Santana (der gleich drei Abende gastierte - wie auch sieben Jahre später), Bryan Ferry oder Suzanne Vage - insgesamt wurden die Fans des Festivals eher mit bekannten Namen gelockt.

In der Liste fällt mir noch Dido ins Auge, die ein Jahr zuvor mit ihrer "White Flag" vom dazugehörigen Longplayer "Life for Rent" unüberhörbar erfolgreich war. Ihr Auftritt am Genfer See zeigte sie gewissermaßen auf dem Zenit ihrer Karriere, die vor der Jahrtausendwende mit "No Angel" massiv an den Start kam und nach 2005 ins Nichts stürzte. Dido hatte oft ihre Stimme Faithless-Produktionen geliehen, kein Wunder, denn Mastermind Roland "Rollo" Armstrong ist ihr Bruder. Faithless waren ebenfalls beim Festival und erwiesen Gott als Diskjockey (Songtitel) ihre Reverenz. Im Casino Barriere rundete ein Jazzaufgebot die Facetten des Festivals dieses Jahres ab. Besonders eine Hommage an Edith Piaf fand hier viel Beachtung. Dort traten mit Al Jarreau, Herbie Hancokc und Bobby McFerrin einige Legenden der Festival-Geschichte auf.

Zurück zum Bad im See - Ertegün stürzte 2006 bei einem Konzert der Rolling Stones zu Ehren von Bill Clinton so unglücklich, dass er Monate später an den Folgen starb. Der Kontakt zu dem Platten-Mogul hatte den Start des Festivals am Genfer See mit ermöglicht und über die Jahre sollten viele Atlantic-Künstler dort auftreten. Bei Atlantic Records arbeitete seit den späten 1950er Jahren auch sein Bruder Nesuhi. Das Montreux Jazz Festival hatte im Juni 2006 den Eröffnungsabend als Hommage an die beiden Ertegün-Brüder gestaltet.

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