It's a Man's World, geht's nach den Grünen

Die Parteien bereiten sich auf die Wahlen vor

  • Dieter Hanisch, Kiel
  • Lesedauer: 3 Min.
Die schleswig-holsteinischen Grünen haben jetzt auch einen Spitzenkandidaten. Auch andere Parteien tauschen ihr Personal oder suchen welches.

Der schleswig-holsteinische Landtagswahlkampf kommt immer mehr auf Touren. Nach der Festlegung der SPD (Torsten Albig) und der CDU (Jost de Jager) steht nun auch der Spitzenkandidat der Grünen fest. Jedoch bricht die Partei mit einer ihr lieb gewonnenen Tradition: Nicht wie bisher bei Landtagswahlen bekommt eine Frau den Listenplatz Nummer 1, sondern mit Robert Habeck erstmals ein Mann.

Die Entscheidung des Parteivorstands und Parteirats für den derzeitigen Fraktionsvorsitzenden ist quasi auch ein Geburtstagsgeschenk für den redegewandten Realo, denn der in der Nähe von Flensburg beheimatete Schriftsteller und Philosoph feiert heute Geburtstag. Offiziell soll er allerdings erst Mitte November auf einem Parteitag gekürt werden. 2006 kandidierte Habeck noch vergeblich für den Bundesvorstand, inzwischen ist sein Ansehen deutlich gewachsen.

Vor der Wahl wird es seitens der Grünen keine Koalitionsaussage geben, bekräftigte die Landesvorsitzende Marlene Löhr, die nach eigenen Worten kein Mandat im nächsten Landtag anstrebt. Bei der jüngsten Forsa-Meinungsumfrage erreichten die Grünen im Norden 19 Prozent. Kommt es nächstes Jahr am 6. Mai bei der Wahl zu solch einem Ergebnis, dann könnte die Partei sich einen Regierungspartner aussuchen. Sowohl ein Bündnis mit der SPD als auch eines mit der CDU ist möglich. Sprechen die inhaltlichen Schnittmengen auch eher für die Sozialdemokraten, ist eine Koalition mit den Grünen, die unter Habeck an Selbstbewusstsein gewannen, für die SPD wahrlich nicht vergnügungssteuerpflichtig.

Die CDU muss dagegen im Hauruck-Tempo der eigenen Basis ihren neuen Spitzenmann, Wirtschaftsminister de Jager, näher bringen. Dazu fand am Donnerstag die erste von insgesamt vier Regionalkonferenzen statt, bei der die Unzufriedenheit in der Union weiter spürbar war. Die Krise um den wegen seiner Affäre mit einer Minderjährigen zurückgetretenen Landes- und Fraktionsvorsitzenden Christian von Boetticher hat die Partei, die auf Bundesebene schon genug Ärger hat, in Schleswig-Holstein noch einmal weiter zurückgeworfen.

Die FDP sucht sich indes einen neuen Landesvorsitzenden. Jürgen Koppelin soll im November von Heiner Garg beerbt werden. Erwartet wird, dass Wolfgang Kubicki wieder Spitzenkandidat wird. Die Partei muss um den Einzug in den Landtag bangen. Die LINKE will im nächsten Monat über ein Landtagswahlprogramm beraten. Vakant ist noch die Position des männlichen Landessprechers. Die Listenaufstellung ordnet sich zunächst den Inhalten unter.

Der gescheiterte CDU-Kandidat von Boetticher muss unterdessen immer mehr Spott ertragen. In einem offenen Brief appelliert die Klasse 12 c des Ludwig-Meyn-Gymnasiums aus Uetersen (Kreis Pinneberg) an ihn, er möge sich jetzt doch bei Facebook als Schirmherr für eine Kampagne zur Einführung eines Wahlrechts mit 16 zur Verfügung stellen. Der Hintergrund ist eine Diskussion zwischen den Schülern und dem CDU-Politiker vor rund einem halben Jahr, in der der 40-Jährige den Teenagern die nötige Reife für solch eine politische Verantwortung absprach. Das Thema von Boetticher und Reife ist nun ein gefundenes Fressen für die Schüler.

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