Rechtspopulisten sind kein Beobachtungsobjekt

Berliner Verfassungsschutz sieht keine Gefahr

  • Lesedauer: 2 Min.

(epd). Im Gegensatz zur Bundesregierung und anderen Bundesländern sieht der Berliner Verfassungsschutz derzeit keine Gefahren von Seiten rechtspopulistischer Parteien. »Pro Deutschland« und »Die Freiheit« seien »keine Beobachtungsobjekte«, sagte die Berliner Verfassungsschutzchefin Claudia Schmid am Donnerstag. Beide Parteien treten zur Abgeordnetenhauswahl am 18. September an.

Bislang sei auch noch nicht absehbar, ob das Thema Rechtspopulismus im Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2011 Erwähnung finden wird, so wie das in allgemeiner Form für 2010 der Fall war. »Nach unserer Extremismusdefinition« fielen die Rechtspopulisten nicht in dieses Kriterium, fügte Schmidt hinzu.

Die Keimzelle von »Pro Deutschland« sitzt als »Pro Köln« im dortigen Stadtrat und steht zusammen mit der daraus hervorgegangenen »Bürgerbewegung pro NRW« bereits im Visier des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes, unter anderem wegen ihrer Verbindungen zur rechtsextremen Szene. Auch das Bundesinnenministerium attestiert dieser Gruppierung »tatsächliche Anhaltspunkte« für eine Verfassungsfeindlichkeit wegen bewusster Herabsetzung bestimmter Volks- und Religionsgruppen. Eine von »Pro Köln« dagegen erhobene Klage scheiterte Ende November vor dem Berliner Verwaltungsgericht. Die Behörden dürften auch über Verdachtsfälle für Verfassungsfeindlichkeit berichten und Anhaltspunkte lägen in Bezug auf die genannte Partei vor, hieß es damals zur Begründung. Über die Berufung wird das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg voraussichtlich nicht mehr in diesem Jahr entscheiden.

Der Berliner Verfassungsschutz begründet seine Zurückhaltung bei der Beobachtung von rechtspopulistischen Parteien unter anderem mit dem »Republikaner«-Urteil des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg von 2006. Demnach darf aufgrund der grundgesetzlich geschützten Meinungsfreiheit Fremdenfeindlichkeit allein nicht schon zur Beobachtung durch den Verfassungsschutz führen.

In ihrem Wahlprogramm wirbt »Pro Deutschland« für sich etwa damit, dass die Stadt »schwer belastet durch kulturfremde und nicht integrierbare Zuwanderer« und die islamische Religion hauptverantwortlich für die Bildung einer »Parallelgesellschaft« sei. Die von René Stadtkewitz gegründete Partei »Die Freiheit« fordert, Integrationsmaßnahmen »auf ein Minimum zu beschränken« und von den Betroffenen selbst finanzieren zu lassen. Stadtkewitz hat für Samstag auch den islamfeindlichen Politiker Geert Wilders aus den Niederlanden nach Berlin eingeladen – dagegen sind Proteste geplant.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -