Gegenleistung
Standpunkt von Kurt Stenger
Diversifizierung lautet eine Strategie zur Risikominimierung von Großinvestoren, ob es sich nun um Banken kapitalistischer Länder handelt oder um Staatsfonds aus einer Volksrepublik. China hat vor Jahren den Euro entdeckt, um sich von Dollar-Anlagen unabhängiger zu machen und um den Leitwährungsstatus des Greenbacks anzukratzen. Angesichts der mittlerweile hohen Euro-Bestände kann die Führung in Peking nur an einer Entschärfung der Schuldenkrise in Europa interessiert sein.
Gleichwohl will man sich, da China schon die horrenden Defizite der USA zu einem gewichtigen Teil mitfinanziert, nicht ein weiteres Problem ans Bein binden. Es ist unwahrscheinlich, dass chinesische Staatsfonds nun in richtig großem Stil Staatsanleihen der Euro-Krisenländer kaufen werden – schon gar nicht gegen niedrige Zinsen, was für Griechenland & Co. entscheidend wäre. Schon bisher hat man Ankündigungen etwa gegenüber Spanien kleine Taten folgen lassen. Interessanter sind direkte Beteiligungen chinesischer Unternehmen an europäischen. Dagegen gibt es bislang zu große Widerstände in der alten Welt. Doch diese könnten bei den anstehenden Privatisierungen im Zuge der Sparpakete schwinden.
Mit seiner helfenden Hand will Peking die hysterischen Märkte etwas beruhigen und verfolgt außenwirtschaftspolitische Ziele. Da ist man nahe am Motto des Krisenmanagements in Euroland dran, das da lautet: keine Hilfe ohne Gegenleistung.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!