560 000 süchtig nach Internet
Studie offenbart Abhängigkeitspotenzial
Wenn man der am Montag vorgestellten Studie des Bundesgesundheitsministeriums trauen darf, dann verbringen etwa 560 000 Bundesbürger mehr als vier Stunden pro Tag im Internet und gelten damit als süchtig. Hinzu kommen noch einmal 2,5 Millionen, die als »problematische Internetnutzer« angesehen werden, also täglich drei Stunden vor dem Bildschirm sitzen. Nachzulesen ist dies in der von den Universitäten Lübeck und Greifswald erarbeiteten Studie »Prävalenz der Internetabhängigkeit (PINTA I)«. Wie Studienleiter Hans Jürgen Rumpf am Montag in Berlin betonte, ist PINTA mit mehr als 15 000 Befragten die bislang größte Untersuchung zur Internetsucht.
Und die Ergebnisse lassen aufhorchen: Beinahe sechs Prozent der befragten 14- bis 64-Jährigen verbringen mindestens drei Stunden täglich vor ihrem Rechner und sind so suchtgefährdet. Dabei ist die Abhängigkeit bei den 14 bis 16-jährigen Mädchen am ausgeprägtesten: Beinahe fünf Prozent von ihnen gelten als süchtig. Bei den gleichaltrigen Jungen liegt die Quote bei knapp über drei Prozent. Insgesamt legt jede fünfte junge Frau ein besorgniserregendes Nutzerverhalten an den Tag. Studienautor Rumpf vermutet, dass junge Frauen besonders empfänglich sind für »Bestätigungen, die man in sozialen Netzwerken findet und daher auch eher eine Abhängigkeit entwickeln können«.
Die Bundesdrogenbeauftragte Mechthild Dyckmans warnte am Montag: Die Internetsucht könne »vergleichbare Folgen« wie die Drogenabhängigkeit haben. Laut Studie kommt es bei den Cyberjunkies zu Entzugserscheinungen wie »Missstimmung, Angst, Reizbarkeit und Langeweile, wenn sie nicht online sind«.
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