Unglücksfall für Bonn
Das Desaster beim Bau des Kongresszentrums am Rhein wird nun Thema vor Gericht
Bonn. Der Finanzskandal um den gestoppten Bau des Bonner Kongresszentrums kommt vor Gericht: Der als Investor aufgetretene Südkoreaner Man-Ki Kim (51) muss sich von heute an wegen Betrugs, Untreue und Bestechung verantworten. Der Prozessauftakt vor dem Bonner Landgericht nach rund zweijährigen Ermittlungen und einer Reihe von Razzien wird mit Spannung erwartet, denn viele Vorgänge sind noch ungeklärt.
Laut Anklage hat Kim als privater Investor die Stadt hintergangen: Er habe »wahrheitswidrig« den Eindruck erweckt, das erforderliche Kapital besorgen zu können. Tatsächlich war er aber nicht dazu in der Lage. Er soll sein Engagement nur deshalb eingegangen sein, um von vielen Millionen Euro an öffentlichen Geldern zu profitieren. Mit auf der Anklagebank sitzen jetzt neben Kim ein früherer städtischer Berater, ein Rechtsanwalt Kims sowie ein Rechtsberater.
Stadtobere im Zwielicht
Das Desaster und die Insolvenz bei dem vor zwei Jahren gestoppten Bau des WCCB (World Conference Center Bonn) im früheren Regierungsviertel neben dem heutigen UN-Campus kostet nicht nur die Stadt viele Millionen Euro, sondern hat auch damals verantwortliche Bonner Stadtobere ins Zwielicht gebracht. Dabei geht es auch um ein bislang wirres Dickicht von Korruption, ungeklärten Kosten und Nebenabsprachen.
Die tatsächlichen Baukosten sind explodiert. Sie sind inzwischen gegenüber den ursprünglichen Kalkulationen von rund 140 Millionen Euro auf weit über 200 Millionen Euro (ohne Zusatzkosten) gestiegen.
Man-Ki Kim, der mit einer US-Greencard im Bundesstaat Virginia wohnte, war im Januar 2011 von den USA aufgrund eines internationalen Haftbefehls ausgeliefert worden. Seitdem sitzt er in Köln in Untersuchungshaft. Laut Anklage hat Kim nicht über das zugesagte Eigenkapital in Höhe von 40 Millionen Euro verfügt. Er soll »wahrheitswidrig« den Eindruck erweckt haben, hinter seiner eigenen Firma namens SMI Hyundai Corporation (mit Sitz in den USA) stehe der große südkoreanische Konzern Hyundai.
Tatsächlich flossen fast nur öffentliche Mittel in den Bau. Für üppige Sparkassenkredite bürgte die Stadt. Auch das Land Nordrhein-Westfalen sagte gut 35 Millionen Euro zu. Kims private Versuche zur Beschaffung von Kapital verkomplizierten die Lage weiter, die schließlich in die Insolvenz mündete.
Frau Dieckmann schweigt
Gegen Ex-Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann (SPD) und mehrere städtische Bedienstete ermittelt die Staatsanwaltschaft. Der Verdacht: Dieckmann könnte frühzeitig von finanziellen Ungereimtheiten gewusst haben. Gegen die heutige Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe wird wegen des Verdachts der Untreue in besonders schwerem Fall ermittelt.
Die Stadt Bonn hatte unter der Regie von Dieckmann 2006 den Bau des WCCB mit Hotel beschlossen. Es sollte Bonn auch als Standort der Vereinten Nationen schmücken und für große UN-Konferenzen dienen. Als Kim als Investor auftrat, sprach Dieckmann von einem »Glücksfall für Bonn«. Zu den Vorwürfen gegen sie schweigt Dieckmann unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen.
Der heutige Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) erklärte, die Stadt sei »mit hoher krimineller Energie getäuscht« worden. Seit September 2009 ruhen die Bauarbeiten. Und noch immer ist die Zukunft des WCCB bei andauerndem juristischem Gezerre ungeklärt.
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