Vereint gegen die Wall Street
Gewerkschaften beteiligen sich an Sozialprotesten in New York
Erst besuchten sie das Protestcamp auf dem Liberty Square, dann schlossen sich tausende Gewerkschafter der Verkehrsbetriebe TWU 100, der Dienstleistungsgewerkschaft SEIU, aus Lehrergewerkschaften und dem Verband AFL-CIO am Mittwoch dem Marsch der Jugendlichen und jungen Erwachsenen an, die dort seit dem 17. September unter dem Motto »Occupy Wall Street« (Besetzt die Wall Street) kampieren. Wenig später hielten rund 25 000 Menschen am Amtssitz des Bürgermeisters, Michael Bloomberg, eine Kundgebung ab. Danach zog die Menge, von einem riesigen Polizeiaufgebot begleitet, in Richtung Wall Street. Die Demonstrierenden forderten höhere Steuern für Reiche und Konzerne sowie den Umbau des Sozialstaats zugunsten finanziell Schwacher.
An der Wall Street kam es in den Abendstunden zu vereinzelten Rangeleien aufgebrachter Demonstranten mit nervösen Polizisten und 28 Festnahmen. Während die Beamten zu verhindern versuchten, dass der Geschäftsbetrieb am kommenden Morgen unterbrochen werden könnte, setzten die Demonstranten auf Gewaltlosigkeit und Masse. Zum Überrennen der Polizeiketten und einer tatsächlichen Besetzung des Wall-Street-Bereichs kam es jedoch erneut nicht.
In den vergangenen Tagen ist die Annäherung von US-Gewerkschaften an junge, linke Aktivisten gelungen. Der Präsident der New Yorker Transportarbeitergewerkschaft TWU 100, John Samuelsen, sprach sogar von Solidarität: »Die Demonstranten an der Wall Street singen dasselbe Klagelied und kämpfen denselben Kampf wie wir in den letzten 18 Monaten.« Arbeitende Familien in New York würden ausgeplündert, während das eine Prozent Reiche Steuererleichterungen erhalte.
Die nach wie vor diffus wirkende antikapitalistische Bewegung breitet sich in den USA täglich weiter aus. Auf der Webseite occupytogether.org ist die Rede von 429 Städten und Gemeinden, in denen »Besetzungen« nach dem New Yorker Vorbild geplant sind. In Boston marschierten am Mittwoch hunderte Krankenschwestern mit Aktivisten. Proteste gab es auch in Chicago und Los Angeles. Dort solidarisierten sich der Bürgermeister und eine Stadtratsmehrheit mit »Occupy Los Angeles«.
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