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Castros Ruhm

KUBA

  • Johnny Norden
  • Lesedauer: 2 Min.

Er ist ein exzellenter Kenner des Landes. Sein Buch erscheint zur rechten Zeit. Denn gerade erst hatten sich selbst ernannte Kuba-Kenner in Deutschland zu Wort gemeldet. Aus Anlass eines Grußschreibens der Partei DIE LINKE zum 85. Geburtstag Fidel Castros beschimpften sie jenen als einen der übelsten Diktatoren der Welt und verlangten die Einführung der »Marktwirtschaft« auf der Karibik-Insel. Heinz Langer widerspricht ihnen.

Es ist bereits sein drittes Kuba-Buch. Der langjährige Botschafter der DDR beschreibt detailliert, wie zielstrebig die KP Kubas ihr sozialistisches Konzept verfolgt, trotz aller Schwierigkeiten und Probleme. Er blickt zurück ins Jahr 1959, als die Kubaner ihre Befreiung vom US-hörigen korrupten Batista-Regime erkämpft hatten und konstatiert, dass heute wohl kaum ein Land in der Welt ein solches Maß von sozialer Gleichheit erreicht hat wie Kuba. Selbst die Weltbank muss in ihren Jahresberichten die hohen Standards an Lebensqualität anerkennen. Bei der Lebenserwartung, Säuglingssterblichkeit und Analphabetenrate entsprechen Kubas Kennziffern denen hoch entwickelter kapitalistischer Länder. Und das trotz 50 Jahre US-Wirtschaftsblockade.

Wie jede echte Revolution haben die Kubaner großzügig anderen um ihre Befreiung kämpfenden Völkern geholfen. Langer berichtet u. a. von kubanischen Ärzten, die in vielen Ländern tätig sind – nicht in Privatkliniken für Begüterte, sondern in Dörfern und Siedlungen, wo die Unterprivilegierten wohnen.

Eine Ursache der Stabilität des politischen Systems in Kuba sind die Besitzverhältnisse auf dem Land. 20 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche Kubas werden von Einzelbauern bearbeitet, weitere 35 Prozent von Agrargenossenschaften. Die Bauern wissen, dass der Boden, den sie beackern und auf dem ihre Häuser stehen, vor der Revolution United Fruit, Bacardi und anderen ausländischen Kapitalisten gehört hatte. Und dass diese ihren Besitz gern zurückhaben wollen und dafür auch schon vor US-Gerichte gezogen sind.

Langer untersucht den Einfluss Fidel Castros auf die Entwicklung des Landes. Dieser gehört wie Nelson Mandela, Patrice Lumumba und Ho Chi Minh zu einer geradezu mythischen Generation von nationalen Befreiungsführern nach dem Zweiten Weltkrieg. Fidel Castro war der Stratege der kubanischen Freiheitsbewegung, besitzt aber auch heute noch eine große Ausstrahlungskraft. Sie beruht vor allem auf seiner persönlichen Integrität. Selbst Castros Kritiker wissen, dass er im Gegensatz zu anderen Politikern seine Macht niemals zu persönlicher Bereicherung missbraucht hat. Gabriel Garcia Marquez nannte ihn einst einen Mönch in Uniform.

Heinz Langer: Mit Bedacht, aber ohne Pause. Verlag Wiljo Heinen. 266 S., br., 13,50 €

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