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Zwischen Hoffnung und Enttäuschung

PAVEL KOHOUT über eine schicksalhafte Begegnung

  • Hans Kutscher
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist das Verdienst des Osburg Verlages, dass der große tschechische Romancier Pavel Kohout in Deutschland wieder präsent ist. Nach seinem Weggang von Bertelsmann, wo er in 15 Jahre sieben Titel veröffentlichte, aber auch acht Verlagsleiter kennenlernte, war er auf einmal acht Jahre auf Deutsch nicht mehr präsent, obwohl man wusste, dass er nie aufgehört hatte zu schreiben. Nun ist er wieder da: Nach dem Roman »Die Schlinge« 2009 erschien 2010 seine große Autobiografie »Mein tolles Leben mit Hitler, Stalin und Havel«. Und in diesem Bücherherbst ist es ein Roman, der von März bis Juni 2009 in einer tschechischen Tageszeitung in 64 Fortsetzungen erschienen war, sechsmal wöchentlich. Diese Art des Schreibens entspricht dem Theatermann, der genau weiß, wie Spannung zu halten ist, damit die Leser, Alt und Jung, auch am kommenden Tage weiter lesen wollen, obwohl sie diese Art der Literaturvermittlung in einer immer schneller werdenden Medienwelt eher nicht mehr gewohnt sind. Das Wagnis dieses Unterfangens liegt eher beim Autor, dem bekannten, geschätzten, der einen Namen zu verlieren hat. Aber Kohout wäre nicht Kohout, wenn er sich nicht auch im fortgeschrittenen Alter, er ist Jahrgang 1928, immer wieder neue Herausforderungen suchte. Das Experiment gelang, die Folgen sind nun auch ohne tägliches Warten zwischen zwei Buchdeckeln hintereinander zu lesen.

Angesiedelt ist das Buch in Nordböhmen, einer Gegend mit wechselvoller Geschichte und wechselnder staatlicher Zugehörigkeit zumindest bis 1945. Dort verlassen immer wieder Menschen ihr Zuhause, freiwillig oder vertrieben. Neue siedeln sich an, freiwillig oder getrieben. Wer von den Vertriebenen wiederkommt, hat guten Grund, aber nur wenige kommen wieder. Land und Landschaft sind als Folge industriellen Raubbaus kaputt und wenig lebenswert. Wer neu kommt, hat keinen Ausweg oder hofft auf den Übersprung ins gelobtes Land jenseits der Berge. Die Überfremdung nimmt zu, die Sprache wird zum Gewirr wie beim Turmbau zu Babel. Und dort, inmitten dieses Sprachen- und Völkergewirrs, lebt immer noch die alte Dame, die ihr ganzes Leben die »Schöne Frau« genannt wurde.

Bei ihr, Rosana, fast siebzig, zieht eines Tages ein Untermieter ein, ein Kurde, Kemal, etwas über siebzig, der im Iran eigentlich der erste kurdische Chirurg werden wollte, aber schließlich der erste Polier auf einem Bau in Tschechien wurde. Sie besitzt einen Papagei, er bringt einen Kater mit. Eine schicksalhafte Begegnung nimmt ihren Lauf, mit Humor, Wärme und in ihrer ganzen Dramatik aus Hoffnung und Enttäuschung erzählt. Ein gutes Stück Kohout eben.

Pavel Kohout: Der Fremde und die schöne Frau. Roman. A. d. Tschech. v. Silke Klein. Osburg Verlag. 286 S., geb., 19,95 €

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