Türken? Graue Wölfe!
Türkisch-kurdischer Konflikt tobt auch und insbesondere in Nordrhein-Westfalen
In den letzten Wochen häufen sich gerade in Nordrhein-Westfalen Auseinandersetzungen in Zusammenhang mit dem Wiederaufflammen des türkisch-kurdischen Konflikts. Dabei treffen regierungstreue oder den faschistischen Grauen Wölfen nahe stehende Demonstranten türkischer Herkunft auf kurdische, meist mit der PKK sympathisierende Kurden.
Am Wochenende wurden in Duisburg fünf Polizeibeamte am Rande einer rechts-türkischen Demo verletzt. In Hagen kam es laut Medienberichten nach einer zunächst friedlichen Demo zu einem Übergriff von 150 »türkischen« Demonstranten auf einen kurdischen Kulturverein - Steine und Dachlatten zählten zu den Waffen.
Eine rechts-türkische und eine Pro-PKK-Demonstration in Dortmund verliefen derweil friedlich. Doch gestern konnte die dortige Polizei nach eigener Angabe nur knapp verhindern, dass »zwei Gruppen Jugendliche türkischer und kurdischer Herkunft« sich »zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung« in einem städtischen Park trafen.
In Krawallen endete bereits Ende September eine »Friedensdemonstration gegen den Terror in der Türkei«, an der in Essen rund 200 meist nationalistische Türken teilnahmen. Währenddessen demonstrierten rund 20 Kurden gegen den »Staatsterror« der türkischen Regierung. Schließlich flogen Flaschen und Fäuste, selbst ein Großaufgebot der Polizei konnte die verfeindeten Gruppen erst nach einer Dreiviertelstunde trennen.
Die Linksfraktion im NRW-Landtag wird demnächst eine Kleine Anfrage an die Landesregierung richten. »Bei den Übergriffen sind immer wieder faschistische Graue Wölfe an vorderster Front dabei. Doch Polizei und Medien reden immer von Türken. Wir wollen wissen, ob die Polizei überhaupt die Kennzeichen Grauer Wölfe erkennt und sich des hohen Aggressionspotenzials bewusst ist«, fasst Anna Conrads, die innenpolitische Sprecherin der Fraktion, eines der Hauptanliegen dieser Anfrage zusammen.
Derweil fordert Fraktionsvize Bärbel Beuermann, dass die Polizei Übergriffe auf kurdische Vereine wie in Hagen unterbinden müsse: »Die rassistische Hetze gegen Kurdinnen und Kurden muss sofort aufhören.« Sie hofft, dass auch in Deutschland sich die Stimmen häufen, die für eine friedliche Lösung des Konflikts plädieren - wie es in der Türkei längst der Fall sei. Das NRW-Innenministerium erkennt derweil zwar eine »höhere Zahl von Demonstrationen« im Zusammenhang mit dem türkisch-kurdischen Konflikt. Bei einem Aufeinandertreffen der Gruppen sei die »Situation oft sehr emotional«. Deswegen seien tätliche Auseinandersetzungen nicht auszuschließen, so ein Sprecher zur Konfliktanalyse seines Hauses.
Vielleicht sollte man im Innenministerium und den Polizeipräsidien NRWs schlicht eine aktuelle Broschüre des eigenen Verfassungsschutzes lesen. Rund die Hälfte aller in Deutschland gegründeten Vereine, die den Grauen Wölfen nahe stehen, agieren ihr zu Folge an Rhein und Ruhr.
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