Kreative Kriegführung

Kommentar von Roland Etzel

  • Lesedauer: 2 Min.

Mit dem Spruch »unsere militärische Arbeit ist jetzt erledigt«, garnierte NATO-Generalsekretär Rasmussen gestern die Verkündung des Krieges in Libyen. Es klang ein bisschen wie das großspurige »Mission erfüllt« George W. Bushs im Mai 2003 nach der Kapitulation der irakischen Truppen. Wie man weiß, ist Irak danach in einem blutigen Chaos versunken, dessen Ende nicht abzusehen ist.

Ähnliches wird für Libyen, so wie sich die Sieger dort aufführen, täglich wahrscheinlicher. Die Art und Weise der Tötung Gaddafis wie seiner »Beerdigung« und die Massaker an Gefangenen lassen die Versöhnungsrhetorik des Übergangsrates als wohlfeiles Geschwätz zur Beruhigung kritischer Stimmen erscheinen. Damit wurde neuer Hass gesät. Den Keim für Bürgerkrieg und Separatismus gelegt zu haben, fürchten nun selbst jene Mitglieder des UN-Sicherheitsrates, die den Schlamassel mit ihrer folgenschweren Entscheidung im März losgetreten haben.

Doch man muss ja nicht alles so schwarz sehen bzw. malen. Auch die neuerlich ins Haus oder in die Wüste stehende »militärische Arbeit« lässt sich bestimmt so fantasievoll attribuieren wie die nun für erledigt erklärte. Immerhin darf man seit März Luftkrieg ungestraft »Durchsetzung von Flugverbotszonen« nennen und den gewaltsamen Sturz einer Regierung ohne rot zu werden »Schutz der Zivilbevölkerung«. Und das Völkerrecht hält noch viele Passagen bereit, die unter dem kreativen Arbeitstitel »Schöner bomben mit der NATO« sprachlich geliftet werden könnten. Auch deutsche Politiker wollen sich da, wie nicht zu überhören war, nicht länger Denkverbote auferlegen lassen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.