Das Buch, die Macher und die Verlagskonzerne

Die Biografie der Apple-Ikone Steve Jobs stürmt die Bestsellerlisten

  • Uwe Sievers
  • Lesedauer: 3 Min.
Nun ist sie da: Beworben als einzige von Apple-Mitgründer Steve Jobs autorisierte Biografie und begleitet von einem breiten Medienecho, ist die Geschichte des despotischen Alleinherrschers dieser Tage erschienen.

Nachdem sich Steve Jobs aus gesundheitlichen Gründen im August aus der Spitze des Elektronikherstellers Apple zurückzog, setzte ein intensives Marketing seiner Biografie durch den US-Herausgeber Simon & Schuster ein. Umgehend gab der Verlag bekannt, dass diese aus aktuellem Anlass erweitert wird. Seit dem Tod der Kultfigur Anfang Oktober läuft die Vermarktungsmaschinerie richtig auf Hochtouren, auch in Deutschland. Der erste Vorabdruck erschien kurz danach im »Spiegel« und eine Woche darauf folgte der »Focus« mit dem Abdruck des Schlusskapitels der Biografie.

Die Startauflage wurde wiederholt nach oben korrigiert: Die US-Ausgabe sollte noch vor Kurzem 1,2 Millionen Exemplare betragen, aber schließlich ging der Verlag mit 1,5 Millionen Büchern in den Druck. Die deutsche Ausgabe war zunächst mit 150 000 Exemplaren veranschlagt. Dann teilte der zum Random-House-Konzern gehörende Verlag C.Bertelsmann in einer Pressemitteilung mit, die Auflage werde auf eine Viertelmillion erhöht. Das Medienecho zeigte Wirkung. Auf der Bestsellerliste des Internet-Buchhändlers Amazon erreichte das Buch sowohl in den USA als auch in Deutschland bereits Platz 1.

Die Biografie verfasste der ehemalige Chefredakteur von CNN und dem »Time Magazine«, Walter Isaacson, der bereits mehrere Biografien veröffentlicht hat. Die zur gleichen Generation gehörenden Isaacson und Jobs kannten sich seit 1984.

Als Jobs' Gesundheitszustand sich deutlich verschlechterte, entwickelten die Verlage Hektik. Ursprünglich sollte die Biografie im Frühjahr 2012 erscheinen. Nach Jobs Rücktritt bei Apple wurde der Termin auf Ende November vorverlegt und nach dessen Tod auf den 31. Oktober vorgezogen. C.Bertelsmann kündigt auf seiner Webseite noch immer dieses Erscheinungsdatum an, obwohl die Biografie bereits vier Tage davor erschienen ist. Um bereits drei Wochen nach dem Tod von Steve Jobs die deutsche Ausgabe auf den Markt bringen zu können, beauftragte der Verlag sechs Personen mit der Übersetzung. Kurz vor der Veröffentlichung gab Isaacson dem US-Fernsehsender CBS ein viel zitiertes Interview, in dem er bereits zahlreiche Details der Biografie preisgab. Hintergrund: Die Verlagsgruppe Simon & Schuster gehört zum CBS-Konzern.

Was macht ein Milliardär, wenn er sein Leben und Lebenswerk schriftlich festhalten möchte? Jobs wandte sich 2004 kurz vor seiner ersten Krebsoperation an Isaacson. Dieser lehnte mit dem Hinweis ab, dass er sich eine Biografie erst in 10 bis 20 Jahren vorstellen könne - Jobs hatte seine Krebserkrankung lange verschwiegen. Erst 2007, nachdem ihn Jobs Ehefrau über den Gesundheitszustand informierte, ließ sich Isaacson darauf ein und führte mit dem Apple-Mitgründer bis zu dessen Tod nahezu 50 Interviews, wie Isaacson in einem Gespräch mit dem »Time Magazine« mitteilte.

Warum sich Jobs zwischenzeitlich nicht einen anderen Autor suchte, bleibt offen. Sonst eher despotisch und kontrollsüchtig, zeigte er sich in Anbetracht der tödlichen Erkrankung erstaunlich offen, machte keine Vorgaben, verlangte keine Einblicke in das Manuskript und forderte Isaacson zudem auf, auch die unrühmliche Seite seines Lebens zu beleuchten. Dies tat Isaacson, indem er über 100 Gespräche mit Freunden und Feinden aus Jobs Leben durchführte. Von Ersteren hatte Jobs nur wenige, von Letzteren umso mehr. Jobs wurde bereits mit 23 Millionär - und Vater. Den spärlichen Unterhalt für das Kind musste die Mutter allerdings erst einklagen lassen.

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