Erst nervös, dann traurig
Martin Heuberger muss im ersten Spiel als Handball-Bundestrainer eine Niederlage einstecken
Ungeduld sei eine seiner Schwächen, sagt Martin Heuberger. Das macht die Aufgabe für den neuen Bundestrainer der Handballer nicht unbedingt leichter. Immerhin, der Anfang ist gemacht. Im Juli trat der 47-Jährige die Nachfolge von Heiner Brand an, seit Donnerstag ist er endlich richtig angekommen in seinem »neuen ehrenvollen Amt«.
Zum Auftakt des Supercups traf die deutsche Nationalmannschaft vor 4500 Zuschauern in der Berliner Max-Schmeling-Halle auf Dänemark. »Sehr nervös« hatte Heuberger seiner Premiere auf der Bank entgegengefiebert. Nach der 26:29-Niederlage gegen den Vizeweltmeister war zwar das Lampenfieber weg, dafür aber die erste Enttäuschung da. »Ich bin schon etwas traurig«, gestand Heuberger.
Die Erwartungshaltung an ihn ist groß. »Es ist ein Neuanfang«, so Nationalspieler Dominik Klein vom THW Kiel. Ein Neuanfang nach zuletzt zwei enttäuschenden Turnieren unter dem langjährigen Bundestrainer Brand: Platz zehn bei der EM 2010, Platz elf bei der WM Anfang dieses Jahres. Doch so viel kann Brands ehemaliger Co-Trainer gar nicht verändern. Die Zeit bis zur EM Mitte Januar in Serbien ist zu knapp, das Ziel, die Qualifikation für Olympia 2012, zu wichtig.
So beschränkt sich Heuberger in der Offensive auf wenige neue Spielzüge. Allein in der Abwehrarbeit war seine Handschrift schon gegen Dänemark zu erkennen. Er setzte von Beginn an auf die neue, offensive 5-1-Deckung - mit Erfolg. Nach einer Viertelstunde führte die DHB-Auswahl mit 10:5, Dänemarks Trainer Ulrik Wilbek nahm die erste Auszeit. »Das war Präsenz pur und sah richtig gut aus«, freute sich Klein, der sich den offensiven Part in der Abwehr mit Uwe Gensheimer von den Rhein-Neckar Löwen teilt.
Als der Gegner dann seinerseits die Abwehr umstellte, kam ein Bruch ins deutsche Spiel. Zudem »haben wir unser Tempospiel vergessen«, analysierte Heuberger. Zur Halbzeit hielt die Führung noch knapp (14:13), nach 37 Minuten lag Dänemark erstmals vorn (16:15), am Ende stand ein souveräner Sieg des Vizeweltmeisters. Damit war dann Ulrik Wilbek auch »ganz zufrieden«. Vor allem weil er im Rückraum nur junge Spieler eingesetzt hatte. »Die sind alle unter 25 Jahre und so gut, dass ich sie vielleicht zur EM mitnehmen muss«, scherzte der Däne.
Diesen Luxus hat Heuberger nicht. »Wir haben keine herausragenden Spieler wie Mikkel Hansen oder Nikolaj Markussen«, lobte er ebenfalls die dänischen Talente. Um Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, mit denen er Anfang des Jahres Juniorenweltmeister geworden war, einzubauen, reicht ihm die Zeit nicht. Festgesetzte Stammspieler gibt es im DHB-Kader dennoch nicht. Bewährte Führungskräfte nennt er »vermeintliche Leistungsträger«. Lobende Worte fand Heuberger für Kreisläufer Christoph Theuerkauf aus Lemgo und Rechtsaußen Patrick Groetzki (Rhein-Neckar Löwen), mit sechs Toren bester Werfer.
Dennoch bleibt viel Arbeit für den Bundestrainer. Die begann gleich nach dem Spiel. Zuerst verfolgte er den 25:23-Sieg der Spanier über Schweden. Danach machte er sich zum Videostudium des eigenen Spiels auf, um es gestern nach der Ankunft in Hannover mit der Mannschaft zu analysieren. Dort trifft heute die DHB-Auswahl auf Schweden, am Sonntag zum Abschluss des Supercups in Halle/Westfalen auf Spanien. Danach muss der EM-Kader stehen.
Deutschland - Dänemark 26:29 (14:13) Schweden - Spanien 23:25 (10:14)
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