Werbung

Hoffen auf neue Software

Russische Marssonde hängt im Erdorbit fest

  • Lesedauer: 2 Min.

Moskau (nd-Schmidt/Agenturen). Mit dem erfolgreichen Start einer Sojus-Trägerrakete vom Startplatz der Westeuropäer in Kourou (Französisch Guyana) im Oktober schien die jüngste Pannenserie der russischen Raumfahrt zu Ende. Doch nun lief ausgerechnet bei der ersten Planetensonde seit 1996 wieder etwas schief.

Am 8. November um 21.16 Uhr MEZ startete an der Spitze einer Zenit-2-Rakete im Weltraumbahnhof Baikonur die russische Marsmond-Sonde »Phobos-Grunt« (»Phobos-Boden«). Alles lief bestens - bis in die Erdumlaufbahn. Dort angekommen, sollte das Triebwerk der Sonde zünden, um sie auf den Kurs zum Marsmond zu bringen. Doch nichts geschah. Schlimmer noch, für einige Zeit wusste das Kontrollzentrum der russischen Raumfahrtbehörde nicht einmal, wo die Sonde sich befindet und hatte auch keinen Funkkontakt. Als die Sonde wiedergefunden war, versuchte man, über Funk die Rakete zu zünden. Doch die Software des 13 Tonnen schweren Transporters habe auf die Signale der Flugleitzentrale nicht reagiert, hieß es bei der russischen Agentur Interfax. Nach Meldungen vom Freitag sind die Kontaktversuche mit der Sonde bislang ergebnislos geblieben. Der Experte Wladimir Uwarow sieht kaum noch eine Chance, den 120 Millionen Euro teuren Flugkörper zu retten.

Die Europäische Weltraumbehörde ESA und die US-Raumfahrtbehörde NASA boten Moskau Hilfe bei den Rettungsversuchen an. Die Wissenschaftler haben nach eigenen Berechnungen nur etwa drei Tage Zeit, das Problem zu beseitigen und die Sonde auf Kurs zu bringen. Danach wird die Sonde mit Tanks voller giftigem Dimethylhydrazin-Treibstoff vermutlich unkontrolliert wieder in die Erdatmosphäre eintreten. Damit sei frühestens am 3. Dezember zu rechnen, berichtete die Nachrichtenagentur RIA Nowosti.

Wenn es doch noch gelingen sollte, die Triebwerke von »Phobos-Grunt« zu zünden, dann wird das Raumfahrzeug in etwa einem Jahr die Mars-Umlaufbahn erreichen. Dort soll der chinesische Mars-Orbiter »Yinghuo-1« (Leuchtkäfer) ausgesetzt werden. Dann geht es zum Marsmond Phobos. Dort sollte die Sonde landen und in einer Rückkehrkapsel Bodenproben zur Erde bringen.

Das Projekt stammt ursprünglich bereits vom Ende der 1980er Jahre, wurde aber nach dem Scheitern der Mission »Mars 96« auf Eis gelegt. Ein Misserfolg wäre der 23. von insgesamt 39 Versuchen von Russen, Westeuropäern und Amerikanern, den Mars zu erreichen.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -